Geranienextrakte wirken im Labor gegen HIV-1
Neuherberg – Extrakte der Geranienpflanze Pelargonium sidoides können das HI-Virus vom Typ 1 inaktivieren und verhindern seine Vermehrung in menschlichen Zellen. Sie könnten damit eine mögliche neue Wirkstoffklasse für die Therapie von HIV-Erkrankten sein. Das berichten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Plos One (doi 10.1371/journal.pone.0087487).
Die Wissenschaftler um Markus Helfer und Ruth Brack-Werner vom Institut für Virologie sowie Philippe Schmitt-Kopplin von der Abteilung Analytische Biogeochemie haben die antivirale Wirkung der Extrakte in Zellkulturen analysiert. Sie fanden heraus, dass die pflanzlichen Substanzen das Andocken der Viren an ihre Wirtszellen blockieren und so ihr Eindringen verhindern.
Chemische Analysen der Wissenschaftler ergaben, dass die antivirale Wirkung der Geranienextrakte durch sogenannte Polyphenole vermittelt wird. Aus den Extrakten isolierte Polyphenolmischungen sind hochwirksam gegen HIV-1 und dabei zellschonender als das grobe Extrakt.
„Unsere Ergebnisse zur anti-HIV-1-Wirkung von Pelargonium sidoides liefern die ersten Hinweise, dass Geranienextrakte genutzt werden können, um eine neuartige, wissenschaftlich fundierte Pflanzenmedizin gegen HIV-1 zu entwickeln“, sagte Arbeitsgruppenleiterin Brack-Werner.
Da die Extrakte das Virus auf eine Art und Weise angriffen, die sich von allen bisher klinisch eingesetzten Medikamenten gegen HIV-1 unterscheide, wäre eine solche Phytomedizin nach Einschätzung der Arbeitsgruppe möglicherweise eine wertvolle Ergänzung zu den bereits etablierten Anti-HIV-Therapien. Pflanzliche Medikamente aus Pelargonium sidoides seien bereits verfügbar und als verträglich und sicher für den Menschen zugelassen.
Allerdings müssen nun zunächst klinische Studien die Wirksamkeit dieser Extrakte gegen HIV im menschlichen Organismus belegen.
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