Ausland

Gericht in Ohio gibt Apotheken Mitschuld an Opioidkrise in den USA

  • Mittwoch, 24. November 2021
/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Robin Rayne
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New York – Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Ohio hat entschieden, dass die Apotheken großer Einzelhandelsketten für die Opioidkrise in zwei Bezirken des Bundesstaats mitverantwortlich sind.

Walmart, Walgreens und CVS hätten illegal gehandelt, indem sie in erheblichem Umfang Opioidver­schreibungen einlösten und damit ein „Überangebot“ der Medikamente und ein „öffentliches Ärgernis“ verursachten, befanden die Geschworenen gestern in dem Verfahren vor einem Bundesgericht in Cleve­land.

Mit „öffentlichem Ärgernis“ sind Handlungen gemeint, die der Allgemeinheit schaden. Das Urteil, das für die Bezirke Lake und Trumbell gilt, ist das erste, das nicht die Hersteller, sondern die Vertreiber der süchtig machenden Schmerzmittel für die Gesundheitskrise verantwortlich gemacht hat.

Die Entscheidung könnte zu weiteren Klagen und Gerichtsverfahren gegen die mutmaßlichen Urheber der Opioidkrise führen. Die Apothekenketten Rite Aid und Giant Eagle hatten sich bereits mit den betrof­fenen Bezirken Lake und Trumbell auf Vergleiche geeinigt. Ein Bundesrichter muss die Strafen gegen die Unternehmen noch festlegen.

Alle drei Unternehmen kündigten an, in Berufung gehen zu wollen. „Wir sind mit der Entscheidung über­haupt nicht einverstanden“, sagte ein Sprecher von CVS. Apotheken würden lediglich die von zugelasse­ne­n Ärzten ausgestellten Rezepte einlösen, und Opiate würden von Pharmakonzernen und nicht von Apothekern hergestellt und vermarktet.

In den Bundesstaaten Kalifornien und Oklahoma mussten die Kläger gegen die Schmerzmittelhersteller kürzlich Rückschläge hinnehmen. In Oklahoma hob der Oberste Gerichtshof ein Urteil gegen den Phar­ma­konzern Johnson & Johnson auf, nachdem er zu dem Schluss gekommen war, dass sich ein unterge­ordnetes Gericht nicht auf das Gesetz über „öffentliche Ärgernisse“ hätte berufen dürfen.

Pharmakonzernen sowie Medikamentengroßhändlern wird eine Mitverantwortung an der Opioidkrise in den USA vorgeworfen. Sie sollen in ihrem Marketing absichtlich verschleiert oder verharmlost haben, dass die rezeptpflichtigen Schmerzmittel süchtig machen können. Viele der abhängig gewordenen Patienten griffen später zu Drogen wie Heroin oder synthetischen Opiaten.

An den Folgen einer übermäßigen Einnahme von Opioiden sind in den USA in den vergangenen 20 Jahren nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC mehr als eine halbe Million Menschen gestorben. Pharmafirmen wurden im Zusammenhang mit der Krise von dutzenden US-Bundesstaaten und Verwal­tungsbezirken verklagt. Den Unternehmen wird vorgeworfen, die Risiken starker Opioidschmer­zmittel aus Profitgier verharmlost zu haben.

afp

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