Gerinnungshemmer schützt Niere vor diabetischen Schäden
Magdeburg/Heidelberg – Der Gerinnungshemmer aktiviertes Protein C (aPC) schützt vor schwerwiegenden diabetischen Nierenschäden und könnte einen therapeutischen Ansatz für die Nephropathie bieten. Das berichten Wissenschaftler der Universitätskliniken Magdeburg und Heidelberg nach vielversprechenden Ergebnissen im Mausmodell. Die Studie ist in den Proceedings of the National Academy of Sciences USA (PNAS) erschienen (10.1073/pnas.1218667110).
Der Verlust der Nierenfunktion infolge eines Diabetes mellitus ist in Deutschland die häufigste Ursache eines Nierenversagens. Oft kann das Voranschreiten dieser Nierenerkrankung verzögert werden. Therapien, die die diabetische Nephropathie verhindern oder sogar heilen, fehlen aber bisher.
Eine wichtige Rolle bei der Ausbildung einer diabetischen Nephropathie ist oxidativer Stress (ROS), der zu großen Teilen in den Mitochondrien entsteht. ROS kann die Podozyten in der Niere nachhaltig schädigen. Aktiviertes Protein C kann diese Schäden verhindern und rückgängig machen.
Das Team um Berend Isermann, Direktor des Instituts für Klinische Chemie am Universitätsklinikum Magdeburg, konnte zeigen, dass aPC epigenetisch, also über DNA-Methylierung und Histon-Modifikationen, das Redox-Signalprotein p66shc in Podozyten herunterreguliert. aPC verhindert somit, dass p66shc vermehrt entsteht und in die Mitochondrien wandert, um dort die schädliche ROS-Produktion zu erhöhen.
Außerdem konnten die Wissenschaftler im Mausmodell zeigen, dass die unkomplizierte längerfristige therapeutische Anwendung von aPC unabhängig von seiner gerinnungshemmenden Funktion diabetische Nierenschäden über epigenetische Veränderungen an p66shc rückgängig machen kann.
Die Wissenschaftler haben damit eine Erklärung gefunden, wie aPC mit seiner kurzen Halbwertszeit von rund 25 Minuten nachhaltige Veränderungen in chronischen Krankheitsmodellen bewirkt.
„Die Studie zeigt nicht nur einen neuen Mechanismus der Entstehung von Nierenschäden bei Diabetes, sondern auch, wie man diese rückgängig machen kann“, so Isermann. Die Arbeitsgruppe plant jetzt Studien, wie diese Erkenntnisse vom Mausmodell möglicherweise medizinisch nutzbar gemacht werden können.
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