Gesichtsausdruck des Ungeborenen im Ultraschall nicht überschätzen

Berlin – Werdende Eltern und Ärzte sollten den Gesichtsausdruck des ungeborenen Kindes im Ultraschall nicht überbewerten. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) hin.
Gegen Ende des zweiten Trimenons können Arzt und werdende Eltern das Kind auf dem Ultraschallbild lächeln sehen. Es verzieht manchmal auch die Mundwinkel, runzelt die Stirn und schaut missmutig oder traurig. „Mit der 4D-Sonografie, die Bewegungen des Feten räumlich sichtbar macht, können wir die Mimik des Kindes besonders gut beobachten“, erläutert Eberhard Merz, Leiter des Zentrums für Ultraschall und Pränatalmedizin am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Die Bilder seien sehr lebensecht. „Es ist kein Wunder, dass sie uns innerlich berühren“, so DEGUM-Experte.
Dennoch bedeute ein Lächeln nicht, dass ein Baby glücklich sei und eine traurige Mine verrate nichts über schlechte Gefühle des Ungeborenen. „Die Bewegungen sind eher eine Art Training“, erklärt Merz. Die Entwicklung komplexer Gesichtsbewegungen vor der Geburt sei für viele Funktionen nach der Geburt wichtig. Denn von Anfang an kommuniziere das Baby auch über seine Gesichtsausdrücke mit den Eltern.

„Die Beobachtung der fetalen Gesichtsstrukturen und des fetalen Gesichtsausdrucks liefert aber zusätzliche Erkenntnisse über die neurologische Entwicklung des Feten und ermöglicht es, die fetalen Gehirnfunktionen besser vorauszusehen“, so Merz.
Die DEGUM spricht sich daher gegen Ultraschalluntersuchungen aus, die nur zum Zwecke des sogenannten Babyfernsehens auf Wunsch der Eltern erfolgen. Mit dem Einsatz der aussagekräftigen und zugleich schonenden Diagnostik müsse stets ein medizinisch relevanter Zweck verbunden sein, betont die Fachgesellschaft.
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