Gesundheits-Apps sind mehr als eine Spielerei

Freiburg – Gesundheitsapplikationen („Apps“) für Tablet und Smartphone stärken den selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit. Das berichtet das Universitätsklinikum Freiburg nach einer Studie im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Die Wissenschaftler untersuchten, welche Angebote es bereits auf dem Markt der rund 400.000 Medizin-, Gesundheits- und Lifestyle-Apps gibt und was die Nutzer davon haben.
Ihr Fazit: Gesundheitsbezogene Apps werden künftig in der Prävention und der Chroniker-Versorgung ihren festen Platz haben. Es hapert heute jedoch bei den meisten Angeboten noch an der Qualität und oft auch an der Transparenz. „Wenn der App eine Datenschutzerklärung fehlt oder nicht klar ist, wie sich diese finanziert, ist man sicher gut beraten, nach einer Alternative zu schauen“, sagte Ursula Kramer, Mitautorin der Studie.
Der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas forderte einen kritischen Dialog zu den Chancen und Risiken eines digitalisierten Gesundheitswesens und der Frage, wie Patienten den Komfort neuer Funktionen nutzen könnten und sie gleichzeitig vor Datenmissbrauch geschützt seien: „Der Schutz der Sozialdaten ist extrem wichtig. Die Herausforderung wird sein, zugleich nützlichen Anwendungen den Weg zu ebnen“, so Baas.
Auch in der Klinik sind Apps längst angekommen. Sie helfen zum Beispiel bei der Berechnung von Medikamentendosierungen, machen Leitlinien am Krankenbett verfügbar oder warnen vor problematischen Arzneimittelkombinationen.
Das zeigte ein Symposium des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zum Thema „Medical Apps“ Ende März. Aber viele dieser im medizinischen Alltag genutzten Apps erfüllen nicht die Voraussetzungen, die üblicherweise für Medizinprodukte gelten. Diese durchlaufen ein sogenanntes Konformitätsbewertungsverfahren. Darin muss der Hersteller nachweisen, dass sein Produkt sicher ist und die technischen und medizinischen Leistungen so erfüllt, wie sie von ihm beschrieben werden.
Viele Apps sind de facto Medizinprodukte, weil sie als solche in Klinik und Praxis genutzt werden. Sie sind aber nicht als solche deklariert und geprüft – weil das den entsprechenden Softwareschmieden zu aufwändig ist. „Patienten und Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass Apps für medizinische Zwecke klar reguliert und verlässlich geprüft werden“, stellte der BfArM-Präsident Karl Broich auf dem Symposium klar. Hier gebe es im Augenblick ein „regulatorisches Defizit“, so Broich.
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