Gesundheitsexperten kritisieren Madrids Coronamaßnahmen

Madrid – Gesundheitsexperten und die spanische Regierung haben die Maßnahmen der Madrider Regionalregierung zur Eindämmung der steigenden SARS-CoV-2-Zahlen heftig kritisiert. Spaniens sozialistischer Gesundheitsminister Salvador Illa ermahnte die konservative Regionalpräsidentin Isabel Diaz Ayuso, zur Besinnung zu kommen und endlich auf die Experten zu hören.
„Es besteht ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für die Madrider Bevölkerung“, sagte er vor Journalisten. Die spanische Hauptstadtregion mit 6,5 Millionen Einwohnern müsse dringend striktere Schutzmaßnahmen und Ausgangssperren umsetzen. Es gehe nun darum, eine epidemiologische, keine ideologische Schlacht zu schlagen, so Illa in der Pressekonferenz.
Zwischen der sozialistischen Zentralregierung und der konservativen Regionalpräsidentin herrscht allerdings seit Wochen eine heftige politische Auseinandersetzung über das Thema. Rückendeckung bekommt Gesundheitsminister Illa auch von den Experten.
Es gebe kein solides epidemiologisches Fundament, und die Maßnahmen der Madrider Regionalregierung seien „unverantwortlich im Hinblick auf die öffentliche Gesundheit und werden Leiden bereiten sowie Leben kosten“, erklärte der frühere Krisendirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Daniel Lopez Acuna, laut der spanischen Tageszeitung El Mundo.
Aufgrund der politischen Streitigkeiten, die eine effektive Eindämmung der SARS-CoV-2-Verbreitung verhindern, und das zögerliche Vorgehen Ayusos, nahm vorgestern auch der Sprecher von Madrids Covid-Expertengruppe, Emilio Bouza, seinen Hut.
Mittlerweile liegt die Zahl von Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner durchschnittlich bei mehr als 500 in vielen Madrider Bezirken. Experten fordern einen Lockdown für die gesamte Region inklusive Hauptstadt.
In Madrid hatten gestern hunderte Demonstranten gegen die Coronaauflagen demonstriert, die über Teile der spanischen Hauptstadtregion verhängt wurden. Die Demonstranten versammelten sich vor dem Regionalparlament im südlichen Stadtbezirk Vallecas und forderten den Rücktritt der konservativen Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso.
In einer höchst umstrittenen Entscheidung hatte die Regionalregierung am 21. September strikte Coronaauflagen für die rund 850.000 Bewohner von ärmeren Stadtvierteln vor allem im Süden der Hauptstadtregion verhängt. Von heute an gelten die Auflagen für weitere 167.000 Einwohner, so dass mehr als eine Million Menschen betroffen sind.
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