Gesundheitskarte: Kassen kritisieren Ärzte

Berlin – Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) droht zu einem hunderte Millionen Euro teuren Projekt ohne Nutzen für die Patienten zu werden. Davor haben die deutschen gesetzlichen Krankenkassen am Donnerstag in Berlin gewarnt. Leistungserbringer seien daran Schuld, kritisierte der Verwaltungsrat ihres Spitzenverbands in einer Erklärung. Gemeint sind vorwiegend die Vertragsärzte, die aus Sicht der Kassen das IT-Projekt hintertreiben. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wies den Vorwurf zurück.
Der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz, bestätigte frühere Angaben der Rheinischen Post, nach denen die Versicherungen bislang 728 Millionen Euro an Beitragsgeldern in die Karte investiert haben. Zehn Jahre nach dem Beschluss zur Einführung der eGK ist diese heute weitgehend an die rund 70 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland verteilt. Der einzige klare erkennbare Unterschied zur alten Krankenkassenkarte ist aber bislang: Sie trägt ein Foto des Versicherten. So soll Missbrauch verhindert werden.
Als nächster Schritt sollen Daten wie etwa die Adresse via Online-Verbindung automatisch geändert werden können – etwa wenn der Versicherte umzieht. Dann müssen keine neuen Karten verschickt werden. Der Kassenverband warnte nun, wegen Dauerblockaden drohten solche Anwendungen zu unterbleiben. „Um von dem Mehrwert der Karte profitieren zu können und nicht ausschließlich die höheren Stückkosten der eGK zu tragen, sind Online-Anwendungen zwingend notwendig.“
Doch wegen des Dauerstreits zwischen den beteiligten Verbänden von Ärzten, Kliniken, Apothekern und Krankenkassen steht all das noch in den Sternen. Der Kassenverband forderte den Gesetzgeber auf, die Karte durch strikte Vorgaben etwa an die Ärzteorganisationen zu retten. „Hierzu gehören insbesondere verbindlich einzuhaltende Termine einschließlich finanzieller Sanktionen, sofern diese Verpflichtungen nicht erfüllt werden.“
Die indirekt angesprochene KBV warf ihrerseits den Kassen Blockade vor. „Der GKV-Spitzenverband hat in der Vergangenheit viele sinnvolle Vorschläge der KBV blockiert, etwa die Einrichtung von sogenannten eKiosken, bei denen die Versicherten in den Filialen der Krankenkassen ihre Karten an einem Terminal selbst aktualisieren und ihre Daten verwalten können“, sagte Sprecher Roland Stahl. Die eGK müsse einen Mehrwert auch für die Ärzte haben und dürfe nicht nur an Interessen der Kassen ausgerichtet sein.
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