Gesundheitsökonom drängt auf Reform der Pflegeversicherung

Osnabrück – Die Eigenanteile für die stationäre Pflege müssen auf ein bekömmliches Maß begrenzt werden. Dafür hat sich der Bremer Pflegeexperte Heinz Rothgang in den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse ausgesprochen. Er mahnt „dringend“ eine Reform der Pflegeversicherung an.
Im Juli 2022 hat der Eigenanteil für einen Heimplatz Rothgang zufolge durchschnittlich 2.350 Euro betragen. Durch die im September eingeführte Tarifbindung für Pflegekräfte und die geplante Einstellung von zusätzlichem Personal sei damit zu rechnen, dass diese Summe bis Ende 2023 auf bis zu 3.000 Euro ansteige, so der Gesundheitsökonom.
Rothgang erneuerte seinen Vorschlag, das bestehende Modell der Pflegeversicherung umzudrehen. Bislang gibt die Versicherung nur einen bestimmten Betrag zur Pflege dazu, der Rest muss von den Heimbewohnern gezahlt werden.
Nach Vorstellung des Experten sollen Pflegebedürftige stattdessen einen festen Sockelbetrag als Eigenanteil entrichten und die Versicherung alle darüber hinausgehenden Kosten tragen.
„Wie bei der Krankenversicherung läge das Risiko dann bei der Versicherung.“ Da die Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, könne man sie zudem über Steuerzuschüsse mitfinanzieren. „Das würde helfen, die Versicherungsbeiträge niedrig zu halten.“
Rothgang zeigte sich zuversichtlich, dass eine Reform noch in diesem Jahr umgesetzt werde. Zwar dränge sich der Eindruck auf, dass sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in erster Linie als „Corona-Minister“ verstehe und die Pflege nicht sonderlich weit oben auf seiner Agenda stehe. „Dennoch glaube ich, dass die Probleme bald so groß werden, dass er ihnen nicht mehr ausweichen kann.“
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