Medizin

Gliom: Impfstoff bremst Tumorwachstum bei Mäusen

  • Donnerstag, 26. Juni 2014

Heidelberg – Eine Mutation, die bei Gliomen das Tumorwachstum fördert, könnte sich als Ansatzpunkt für eine Immuntherapie eignen. Forscher des Deutschen Krebsforschungs­zentrums konnten in einer Studie in Nature (2014; doi: 10.1038/nature13387) das Wachstum des Hirntumors bei Mäusen bremsen. Jetzt ist eine klinische Phase I-Studie geplant.

Andere Forschergruppen hatten in den letzten Jahren entdeckt, dass mehr als 70 Prozent aller diffusen Gliome vom Malignitätsgrad II und III dieselbe Punktmutation im Gen für das Enzym Isocitrat-Dehydrogenase 1 (IDH1) haben. Die Mutation verändert nicht nur den Stoffwechsel in einer Weise, die das Tumorwachstum antreibt. Sie führt aus immunologischer Sicht auch zur Entstehung eines „Neoantigens“ auf den Krebszellen, das sich als Angriffspunkt für eine Immuntherapie eignen könnte.

Tatsächlich zeigen die Untersuchungsergebnisse des Forscherteams um Michael Platten vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, dass einige Patienten mit Gliomen eine Immunreaktion gegen das Neoantigen aufbauen, die allerdings zu schwach ist, um den Tumor zu besiegen. Hier möchten die Immunologen durch einen Impfstoff nachhelfen. Es handelt sich um ein Kurzpeptid aus 15 Aminosäuren, die das Neoantigen nachbilden. Mit einer therapeutischen Impfung soll erreicht werden, dass das Abwehr­system der Patienten auf das Neoantigen aufmerksam wird und damit eine Immunattacke gegen den Tumor startet.

Diese therapeutische Impfung haben die Forscher jetzt an Mäusen erprobt, die mit MHC-Molekülen des Menschen ausgestattet waren und damit die zu erwartende Immunreaktion bei Gliompatienten möglichst gut nachahmen. Die jetzt publizierten Ergebnisse zeigen, dass der Impfstoff einen Angriff der T-Zellen gegen die Gliome anzetteln kann.

Die Tumore verkleinerten sich, verschwanden aber nicht völlig. Eine Heilung kann deshalb nicht unbedingt von der Krebsimpfung erwartet werden, eine Verminderung des Wachstums wäre jedoch bei dem infiltrativ wachsenden Tumor bereits ein Fortschritt. Da es in den tierexperimentellen Studien offenbar keine Hinweise auf Sicherheitsprobleme gab, ist bereits eine erste klinische Studie geplant. Eine Phase I-Studie soll bereits Anfang nächsten Jahres beginnen.

rme

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