Glutamat steuert die Entwicklung motorischer Einheiten
New York – Die Entwicklung der motorischen Einheiten könnte wesentlich von einer Glutamatausschüttung in den neuromuskulären Spalt abhängen. Diese Erkenntnis vertreten Forscher der University of Buffalo nach Studien an einem Mausmodell. Sie publizierten ihre Daten im Journal of Neuroscience (2016; doi: 10.1523/JNEUROSCI.1181-16.2016).
Muskelfasern sind jeweils einem Motorneuron zugeordnet. Die Gesamtheit aller Muskelfasern und ihrem innervierenden Motorneuron bezeichnet man als motorische Einheit. Diese klare Zuordnung besteht jedoch kurz nach der Geburt noch nicht. Hier wird jede Muskelfaser von bis zu zehn Motorneuronen angesteuert. Im Verlaufe der motorischen Entwicklung bildet sich mit dem Nerv, von dem die Muskelfaser die meisten Signale erhält, die motorische Einheit heraus. Die anderen neuromuskulären Verbindungen verkümmern.
Da in die neuromuskuläre Endplatte hauptsächlich Acetylcholin ausgeschüttet wird, bestand bisher die Vermutung, dass dieser Neurotransmitter auch die Entwicklung der motorischen Einheit steuert.
Aus Vorstudien wussten die Forscher, dass Glutamat, wenn auch in geringerer Konzentration, als Acetylcholin, in den neuromuskulären Spalt ausgeschüttet wird. Sie untersuchten die Wirkung der Glutamatausschüttung bei Mäusen. Wenn die Forscher die Signalübertragung durch Glutamat blockierten, bildeten sich bei den Mäusen die motorischen Einheiten langsamer heraus. Im Gegensatz dazu beschleunigte eine Verstärkung der Glutamatausschüttung die Ausbildung der Einheiten.
Die muskuläre Sensitivität für Glutamat bestand bei den Mäusen nur innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Geburt. Danach war Acetylcholin der entscheidende Taktgeber für die Aktivierung der Muskulatur.
Mit ihren Ergebnissen konnten die Forscher nach eigenen Angaben zeigen, dass Glutamat ein wichtiger Faktor für die Ausbildung der Motorik ist. Bisher galt Glutamat primär als zentraler Neurotransmitter, der im peripheren Nervensystem nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: