Glyphosat bleibt für Bayer ein Problem

Leverkusen – Der Pharma- und Agrarkonzern Bayer erwägt angesichts der zahlreichen Klagen in den USA einen Vermarktungsstopp des Unkrautvernichters Glyphosat.
„Wir kommen langsam an einen Punkt, an dem uns die Klageindustrie zwingen könnte, die Vermarktung dieses systemkritischen Produktes einzustellen“, sagte Konzernchef Bill Anderson bei der virtuellen Hauptversammlung heute. „Das wollen wir nicht, aber wir müssen uns auf alle möglichen Entwicklungen vorbereiten.“
In den USA sind mehrere zehntausend Klagen gegen die Bayer-Tochter Monsanto wegen mutmaßlicher Gesundheitsschäden wegen des glyphosathaltigen Mittels Roundup anhängig.
In mehreren Fällen wurde das Unternehmen bereits zu Schadensersatz verurteilt, in anderen Verfahren aber freigesprochen. In vielen Fällen wurden Vergleiche geschlossen, was den Leverkusener Konzern bereits rund elf Milliarden Dollar kostete.
Bayer hofft nun auf das Oberste Gericht der USA. Anfang April reichte das Unternehmen einen Antrag beim Supreme Court ein. Dieser soll demnach prüfen, ob US-Bundesrecht Klagen wegen angeblich fehlender Warnhinweise bei Glyphosat-haltigen Produkten ausschließt. Bayer verweist auf mehrere „widersprüchliche“ Urteile in verschiedenen US-Bundesstaaten.
Ziel sei eine „signifikante“ Eindämmung der Rechtsrisiken bis Ende 2026, erklärte der Konzern. Um sich dafür einen „Handlungsspielraum“ zu verschaffen, bat Bayer bei der Aktionärsversammlung heute um eine Kapitalerhöhung von bis zu 35 Prozent. Dieser Anfang März angekündigte Vorschlag war von den Anlegern schlecht aufgenommen worden.
Anderson hatte vor zwei Jahren den Vorstandsvorsitz von Bayer übernommen. Seitdem sieht er sich zunehmender Kritik von Aktionären wie dem Investmentfonds Deka gegenüber. „Die Bilanz Ihrer Amtszeit ist katastrophal“, Bayer befinde sich in einer „strategischen Sackgasse“, sagte Ingo Speich von Deka bei der virtuellen Aktionärsversammlung.
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