Grauer Star: Vitamin E und Selen in Studie ohne vorbeugende Wirkung
Boston – Die hochdosierte Einnahme der Antioxidanzien Vitamin E oder Selen kann die altersbedingte Entwicklung einer Katarakt nicht aufhalten. Dies zeigen die Ergebnisse einer randomisierten Langzeitstudie in JAMA Ophthalmologie (2014; doi: 10.1001/.jamaopthalmol.2014.3478).
Die SELECT Eye Endpoint-Studie (SEE) war im Rahmen des Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial (SELECT) durchgeführt worden, die den Nutzen der beiden Antioxidanzien zur Prävention untersucht hat (aber zu dem Ergebnis kam, dass die beiden Nahrungsergänzungsmittel die Krebsentwicklung eher fördern). 11.267 der 35.533 Teilnehmer aus der SELECT-Studie wurden in die SEE-Studie aufgenommen. Sie wurden vor Beginn und dann regelmäßig nach augenärztlichen Befunden befragt, die dann vom Studienzentrum am Brigham and Women's Hospital in Boston verifiziert wurden.
In den 5,6 Jahren der Behandlung erkrankten 389 Männer an einer Katarakt. Davon entfielen 185 auf die Gruppe, die Selen eingenommen hatte, und 204 auf die Vergleichsgruppe. Bezüglich der Vitamin E-Einnahme betrug das Verhältnis 197 zu 192. In beiden Endpunkten waren die Unterschiede nicht signifikant. William Christen vom Brigham and Women's Hospital und Mitarbeiter ermitteln für die Einname von Selen eine Hazard Ratio von 0,91 (mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,75 bis 1,11). Bei Vitamin E betrug die Hazard Ratio 1,02 (0,84-1,25).
Christen hält es für unwahrscheinlich, dass eine höhere Dosis oder eine längere Behandlungszeit einen Nutzen gezeigt hätte. Die Dosis von Vitamin E lag mit 400 IE pro Tag mehr als 26-fach über der empfohlenen Tageszufuhr. Die Selen-Dosis war vierfach höher als von Ernährungswissenschaftlern empfohlen. Aufgrund der ungünstigen Wirkung – beide Bestandteile erhöhten in der SELECT-Studie das Prostatakrebsrisiko – wird ohnehin von einer hochdosierten Einnahme der beiden Nahrungsergänzungsmittel abgeraten.
Die längere Einnahme einer niedrigeren Dosierung erscheint Christen ebenfalls wenig erfolgversprechend, da in zwei anderen Studien - der Women’s Health Study und der Physicians’ Health Study - keine Wirkung gefunden wurde.
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