Griechenland: Nicht Versicherte haben wieder Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem

Athen – Seit einigen Tagen haben rund 2,2 Millionen Griechen, die aufgrund von Arbeitslosigkeit ihre Sozialversicherung verloren hatten, wieder kostenfrei Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem. Nach einem Ministerialbeschluss ist die Versorgung mit Medikamenten ebenso gewährleistet wie ärztliche Untersuchungen und Eingriffe sowie die Bereitstellung von Hilfsmitteln. Einzige Voraussetzung ist, dass der Betreffende eine Nummer im Gesundheitsregister der Sozialversicherung hat, die sogenannte AMKA-Nummer.
Damit wird die bisherige Regelung aufgehoben, nach der sich Menschen, die ihren Anspruch auf kostenlose medizinische Betreuung verloren hatten, zunächst einem Gutachterkomitee vorstellen mussten, um weiterhin unentgeltlich versorgt zu werden. Zudem werden einkommensschwache Bürger von der Selbstbeteiligung bei Medikamentenverordnungen befreit. In Griechenland lebende Ausländer wie etwa Flüchtlinge und Migranten, die keine AMKA-Nummer haben, erhalten eine Gesundheitskarte.
Nach offiziellen Zahlen war knapp drei Millionen Griechen aufgrund der Finanzkrise und steigender Arbeitslosigkeit seit Jahren der kostenfreie Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem verwehrt. Um dieses Problem zu bekämpfen, entstanden in Griechenland viele Solidaritätspraxen und Solidaritätsapotheken, in denen nicht Versicherte ärztlich betreut werden konnten und Arzneimittel erhielten. Diese Praxen bieten noch immer wertvolle Dienstleistungen für die Menschen, die vom Gesundheitssystem ausgeschlossen sind.
Inoffiziell ist jeder Zweite ohne Krankenversicherung
Offiziell sind rund 30 Prozent der Griechen nicht mehr krankenversichert. Inoffizielle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa jeder Zweite keine Krankenversicherung mehr hat. Im Gesundheitssystem sind außerdem insgesamt 26.000 Stellen abgebaut worden, davon 9.100 Stellen von Ärzten. Das hat viele Probleme im Gesundheitssystem ausgelöst.
Wie die Hilfsorganisation Ärzte der Welt berichtet, hatte das Ausscheiden aus der Sozialversicherung besonders für Schwangere und Kinder gravierende Folgen. Impfungen wurden bei Kindern zum Teil nicht mehr durchgeführt, und die Leistungen bei chronischen Erkrankungen wurden ebenfalls stark eingeschränkt.
Die Situation scheint sich jedoch allmählich zu verändern. So wurde die Gebühr von fünf Euro für den Zugang zur Behandlung in öffentlichen Krankenhäusern, die die konservative Vorgängerregierung Nea Dimokratia eingeführt hatte, von der linken Regierung unter Alexis Zypras abgeschafft. Außerdem versprach der Gesundheitsminister der Syriza-Anel-Regierung, Andreas Xanthos, dafür zu sorgen, dass die Millionen Menschen, die in den vergangenen Jahren ihre Krankenversicherung verloren haben, wieder Zugang zum Gesundheitswesen bekommen.
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