Großbritannien: Neue Streptokokken-Variante entdeckt
London – Britische Mikrobiologen haben eine neue Variante von Gruppe A-Streptokokken entdeckt. Laut der Genom-Analyse in Mbio (2015; 6: e00622) haben die Bakterien die Bildung von Toxinen verstärkt, und der Verlust einer Kapsel könnte die Gefährlichkeit weiter erhöht haben.
Gruppe A-Streptokokken sind ein häufiger Erreger von Mandelentzündungen und anderen mindergefährlichen Infektionen. Wenn sie allerdings in Haut und Weichteile eindringen, können sie lebensgefährliche invasive Infektionen wie eine nekrotisierende Fasziitis auslösen.
In Großbritannien, aber auch in Frankreich, Kanada und Schweden ist es in den letzten Jahren zur Ausbreitung eines neuen Genotyps von A-Streptokokken gekommen, den die Mikrobiologen als emm89 bezeichnen. Dieser Genotyp scheint besonders häufig invasive Infektionen auszulösen, weshalb Forscher vom Imperial College in London das Erbgut von emm89 analysiert haben.
Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass emm89 die Gene für die Bildung einer Kapsel fehlten. Bislang gingen die Forscher davon aus, dass die Kapsel aus Hyaluronsäure die Virulenz des Erregers erhöht. Das Team um Shiranee Sriskandan vom Imperial College London vermutet jetzt, dass die Erreger ohne Kapsel besser auf Oberflächen haften, was die Übertragung erleichtern könnte, und leichter in ihre Zielzellen eindringen, was die Pathogenität steigern könnte.
Der Erreger konnte außerdem die Bildung der beiden Toxine NADase und Streptolysin O steigern, was seine Gefährlichkeit weiter erhöht. Der Erreger reagiert laut Sriskandan jedoch weiter empfindlich auf Penicilline und verwandte Antibiotika. Er sei leicht zu behandeln, solange es nicht zu einer invasiven Infektion kommt.
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