Gute Noten für die ambulante Versorgung psychischer Beschwerden
Berlin – Die Patienten in Deutschland bewerten die Versorgung von psychischen Erkrankungen als sehr gut. Das berichtet das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO). „Die von den Betroffenen erlebte Unterstützung bei psychischen Beschwerden wird in Studien leider viel zu häufig vernachlässigt“, sagte WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Die repräsentative Befragung des WIdO soll diese Lücke jetzt schließen.
Rund ein Viertel (23,6 Prozent) der 2.000 Befragten gab an, in den letzten zwölf Monaten beim Arztbesuch psychische Belastungen besprochen zu haben. Frauen sprachen über Stimmungslagen, persönliche oder psychische Probleme mit 29,1 Prozent deutlich häufiger als Männer mit 17,7 Prozent. Gesprächspartner war dabei für die meisten Betroffenen der Hausarzt (84,9 Prozent).
Es folgen Gynäkologen mit 11,3 Prozent. 89,4 Prozent der Patienten vertraten die Auffassung, dass ihre Probleme ausreichend zur Sprache gekommen seien. Im Regelfall fühlten sie sich fachlich gut beraten (86,8 Prozent). Insgesamt waren rund drei Viertel der Betroffenen mit dem Ausgang des Gesprächs sehr zufrieden oder zufrieden (73,8 Prozent).
Schloss sich an die Erstberatung eine Psychotherapie an, mussten die Patienten im Schnitt 4,5 Wochen auf das erste Gespräch warten. Diese ermittelte durchschnittliche Wartezeit passt zu anderen Erhebungen, etwa der Universität Leipzig von 2010 oder der Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung von 2013. „Zu beachten ist allerdings, dass die vorliegenden bundesweiten Ergebnisse keine Aussage darüber erlauben, wie sich Wartezeiten und Wahrnehmung der Versorgung mit Psychotherapie regional darstellen. Hierzu ist weitere Forschungsarbeit aus Patientenperspektive wünschenswert“, sagte Klauber.
Auch die Qualität der Psychotherapie bewerteten die Patienten in der Rückschau positiv. Von den Befragten mit abgeschlossener Psychotherapie (10,2 Prozent der Befragten) zeigten sich 78,9 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden, 12,7 Prozent waren teilweise zufrieden und 7,3 Prozent unzufrieden oder sehr unzufrieden.
Trotz der guten Rückmeldungen der Patienten im Rahmen der WIdO-Umfrage betont die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt, dass in Deutschland weiterhin Psychotherapeuten fehlen. „Auf dem Land waren die Wartezeiten in der Vergangenheit für die Patienten mitunter geradezu katastrophal, aber auch in den Städten gibt es weiterhin zu wenige Psychotherapeuten“, erklärte ein Sprecher der BPtK.
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