Haarausfall: Risiko steigt mit geringer Körpergröße, heller Hautfarbe und hoher Knochendichte

Bonn – Kleine Männer tragen möglicherweise ein erhöhtes Risiko, frühzeitig eine Glatze zu bekommen. In diese Richtung deutet zumindest eine internationale Studie unter Federführung der Universität Bonn. Ihre Daten zeigen, dass frühzeitiger Haarausfall mit einer Reihe verschiedener Körpermerkmale und Krankheiten in Zusammenhang steht. Die Arbeit ist in Nature Communications erschienen (2017; doi: 10.1038/ncomms14694).
Es ist bereits seit Längerem bekannt, dass Männer mit frühzeitigem Haarausfall etwas häufiger Herzerkrankungen und Prostatakrebs bekommen. Die neuen genetischen Daten erhärten den Verdacht, dass es darüber hinaus Verbindungen zu anderen Merkmalen und Krankheiten gibt. In ihrer Studie analysierten die Forscher genetische Daten von rund 11.000 Männern mit frühzeitiger Kahlköpfigkeit. Als Kontrolle dienten ihnen knapp 12.000 Männer ohne Haarausfall. Die Teilnehmer stammten aus sieben verschiedenen Ländern.
„Wir konnten 63 Änderungen im menschlichen Genom identifizieren, die das Risiko für frühzeitigen Haarausfall erhöhen“, erklärt Stefanie Heilmann-Heimbach von der Universität Bonn (siehe Kasten). Davon waren 23 zuvor noch nicht bekannt. Sechs der 63 gefundenen Genom-Loci befanden sich auf dem X-Chromosom, was den Verdacht stützt, dass Männer die Haarpracht ihrer Großväter mütterlicherseits erben könnten. „Einige dieser Änderungen wurden auch im Zusammenhang mit anderen Merkmalen und Erkrankungen gefunden, zum Beispiel einer verminderten Körpergröße, einem früheren Eintritt in die Pubertät und verschiedenen Krebserkrankungen“, berichtet die Humangenetikerin.
So bestätigen die genetischen Befunde auch den Zusammenhang zwischen Haarausfall und einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs. Der Zusammenhang mit Herzerkrankungen stellt sich komplizierter dar. Es wurden sowohl Gene gefunden, die das Risiko senken, als auch Gene, die das Risiko erhöhen.
Hautfarbe und Knochendichte beeinflussen Haarausfall
„Darüber hinaus haben wir Verbindungen zu heller Hautfarbe und erhöhter Knochendichte gefunden“, erklärt Markus Nöthen, Direktor des Instituts für Humangenetik der Universität Bonn. „Diese könnten darauf hindeuten, dass Männer mit Haarausfall Sonnenlicht besser zur Vitamin-D-Synthese nutzen können. Sie könnten auch erklären, warum vor allem weiße Männer frühzeitig ihre Haare verlieren.“
Zudem bietet die Studie neue Einblicke in die Ursachen des Haarausfalls. Offensichtlich sind neben den Zellen des Haarfollikels auch in der Kopfhaut befindliche Immun- und Fettzellen am Haarausfall beteiligt. Welche molekularen Mechanismen den Zusammenhängen zwischen frühzeitigem Haarausfall und anderen Erkrankungen zugrunde liegen, verstehen die Forscher allerdings erst ansatzweise. Zukünftiges Ziel wird es sein, diese Verbindungen und die beteiligten Signalwege detailliert zu analysieren.
Männer mit frühzeitigem Haarausfall müssten aufgrund der Ergebnisse nicht besorgt sein, beruhigt Nöthen. „Die Risiken für Krankheiten sind nur geringfügig erhöht. Es ist jedoch spannend zu sehen, dass der Haarausfall keineswegs ein isoliertes Merkmal ist, sondern vielfältige Beziehungen zu anderen Merkmalen aufweist.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: