Händigkeit entscheidet sich im Mutterleib

Triest – Ob ein Mensch Rechts- oder Linkshänder wird, entscheidet sich wahrscheinlich schon während der Schwangerschaft. Forscher um Valentina Parma an der International School for Advanced Studies (SISSA) in Triest veröffentlichten in Nature Scientific Reports entsprechende Daten, die sie bei Feten erhoben haben (doi: 10.1038/s41598-017-16827-y).
Es dauert Jahre, bis Menschen über eine ausgereifte Motorik verfügen. Laut den Autoren ist bisher nicht abschließend geklärt, von welchen Faktoren die Händigkeit abhängt. Interessanterweise scheint dies nicht rein genetisch determiniert zu werden. Eineiige Zwillinge zeigen beispielsweise häufig die gleiche Händigkeit, jedoch kann diese auch unterschiedlich sein. Zwar zeigen alle menschliche Zivilisationen mehrheitlich Rechtshänder, jedoch könnte die Händigkeit auch von kulturell tradierten oder Erziehungsfaktoren abhängen.
Gezielte Handbewegungen
In der funktionellen Hirnanatomie zeigen sich leichte Unterschiede zwischen Links- und Rechtshändern. Die sprachdominante Hirnhälfte ist bei Linkshändern in 15 Prozent der Fälle rechts lokalisiert, während bei Rechtshändern dies nur in zwei Prozent der Fälle zutrifft.
Die Forscher analysierten über eine 4D-Ultraschalltechnik in der 14., 18. und 22. Schwangerschaftswoche in jeweils 20-minütigen Untersuchungen die Bewegungen von 29 Föten. Sie überprüften, mit welcher Hand die Föten koordinierte Bewegungen zu Mund und Nase ausführten. Ungezielte Bewegungen der Hände in Richtung Uteruswand dienten als Kontrolle. Es zeigte sich, dass sich bei den Kindern ab der 18. Woche eine bevorzugte Hand für die koordinierten Bewegungen herausbildete.
Nach neun Jahren überprüften die Forscher, ob die prädizierte Händigkeit mit der tatsächlichen übereinstimmte. Sie konnten feststellen, dass sie je nach Parametern, die sie in die Voraussage einbezogen, mit einer 89 bis 100 prozentigen Sicherheit die Händigkeit voraussagen konnten.
Die Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Forscher, dass die Händigkeit sich bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der menschlichen Entwicklung festlegt. Die genauen Faktoren, die diese Bevorzugung einer Hand bedingen, sind jedoch im Rahmen der Studie nicht klärbar.
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