Politik

Halswirbelsäulen­syndrom: Wenig Wissen über Dauer der Physiotherapie

  • Dienstag, 7. Juli 2020
/picture alliance, Zoonar, Robert Kneschke
/picture alliance, Zoonar, Robert Kneschke

Köln – Das Wissen darum, wie häufig eine Physiotherapie beim Halswirbelsäulen­syndrom (HWS-Syndrom) stattfinden sollte und wie lange, ist gering. Das berichten Wissenschaft­ler der Universität Witten/Herdecke im Rahmen des sogenannten ThemenCheck Medizin.

Dabei handelt es sich um ein Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheits­we­sen (IQWiG), das Fragestellungen von Bürgern aufgreift. Als HWS-Syndrom wird eine Reihe von Beschwerden im Schulter-Nacken-Bereich be­zeich­net, die rund ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung in Europa zumindest zeitwei­se betreffen.

Ursachen und Symptome sind vielschichtig und können zu Einschränkungen im Berufs- und Privatleben der Betroffenen führen. Eine der möglichen Therapien ist die Physiothe­ra­pie. Deren grundsätzlicher Nutzen wurde laut den Wissenschaftlern in verschiedenen systematischen Übersichten und Studien bestätigt.

Von dieser Grundannahme ausgehend haben die Wissenschaftler nun untersucht, inwie­fern eine variierende Behandlungsdauer, -häufigkeit und/oder -frequenz einer Physiothe­ra­pie Einfluss auf den Behandlungserfolg bei einem HWS-Syndrom hat.

Sie konnten dazu drei Studien identifizieren, in denen unterschiedliche Dauer, Häufigkei­ten und/oder Frequenzen einer Massagetherapie, einer Kombination aus Massage- und Wärmetherapie sowie aktiver Krankengymnastik im Bewegungsbad untersucht wurden.

Daraus ergaben sich aber den Wissenschaftlern zufolge keine Anhaltspunkte für einen unterschiedlichen Nutzen einer Physiotherapie beim HWS-Syndrom bei einer variierende Behandlungsdauer, -häufigkeit und -frequenz. Dies bezieht sich auf die Veränderungen bei Schmerzen, Beschwerden und Problemen bei alltäglichen Aktivitäten sowie Stress.

Die Auswirkungen auf andere patientenrelevante Aspekte wie neurologische Symptome, die gesundheitsbezogene Lebensqualität oder unerwünschte Ereignisse wurden in den Studien nicht untersucht – beziehungsweise die Daten waren nicht verwertbar.

Die in den Studien untersuchten Therapien entsprechen außerdem kaum der derzeitigen Versorgungsrealität in Deutschland. Deshalb kommt das Forscherteam zu dem Ergebnis, dass die Studienlage nicht ausreichend ist, um die Bürgerfrage zu beantworten.

„Für die Nutzenbewertung sind weitere qualitativ hochwertige Studien mit ausreichend langer Nachbeobachtungsdauer, die in der Praxis gängigere physiotherapeutische Maß­nah­men untersuchen, notwendig“, lautet ihr Fazit.

Seit 2016 können Bürger über den ThemenCheck Medizin wissenschaftlich fundierte Ant­worten auf bestimmte medizinische Fragen erhalten. Die in einem mehrstufigen Verfah­ren ausgewählten Themen werden dazu in einem HTA-Bericht („Health Technology Assess­ment“) erörtert.

hil

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