Hausärzte in Bremen üben Kritik an geriatrischem Zielkonzept

Bremen – Der Hausärzteverband Bremen ist unzufrieden mit den Plänen der Landesregierung für ein geriatrisches Zielkonzept. Zwar werde in dem Konzeptpapier „Geriatrische Versorgung im Bundesland Bremen“ die zentrale Rolle der Hausärzte als „Lotse“ in dem immer komplexer werdenden Gesundheitssystem erwähnt, heißt es in einem offenen Brief des Vorsitzenden des Hausärzteverbandes Bremen, Hans-Michael Mühlenfeld, an Bremens Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt.
Es sei aber ernüchternd, dass die konkreten Vorschläge die Rolle der Hausärzte in Teilen eher konterkarierten, statt sie im Sinne der Patienten zu stärken. Die Divergenz
zwischen der richtigen Zielsetzung des Konzeptes und der tatsächlichen, nicht zielführenden Ausgestaltung sei auch darauf zurückzuführen, dass man darauf verzichtet habe, die Expertise der Hausärzte einzubeziehen.
Fünf Mängel macht der Hausärzteverband an dem Konzeptpapier aus. So würde die vorgeschlagene Implementierung von geriatrischen Schwerpunktpraxen in den Versorgungsprozess nach Ansicht des Hausärzteverbandes die Versorgungsverantwortlichkeiten weiter zerstückeln. Eine koordinierte Versorgung aus einer Hand werde so eher erschwert.
Darüber hinaus halten die Hausärzte es für verfehlt, die Geriatrie als eigenständiges Fach zu etablieren. „Geriatrie ist keine eigenständige medizinische Disziplin, sondern eine Querschnittskompetenz, die schon heute in den meisten Facharztpraxen, insbesondere bei den Hausärztinnen und Hausärzten, Versorgungsrealität ist“, schreibt Hausärztechef Mühlenfeld. Er wendet sich in dem offenen Brief zugleich gegen die Einführung eines Facharztes für Geriatrie. Dieser sei auch nicht in der neuen Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (BÄK) vorgesehen.
Mühlenfeld machte zudem deutlich, dass es der falsche Weg sei, die wohnortnahe Versorgung durch stationäre Einrichtungen sicherzustellen. „Die notwendige wohnortnahe Versorgung ist im Versorgungsalltag nur durch Hausärztinnen und Hausärzte und eben nicht durch stationäre Einrichtungen und wenige „Schwerpunktpraxen“ sicherzustellen“, befindet er.
Er mahnt auch an, die hausärztliche Tätigkeit nicht auf eine reine „Lotsenfunktion“ zu beschränken. Die Arbeit der Hausärzte gehe vielmehr weit darüber hinaus. Sie beinhalte unter anderem ein multiaxiales Assessment mit daraus resultierendem Hilfe- und Behandlungsplan sowie intensiver Betreuung der oft unter Funktionseinschränkungen leidenden, multimorbiden Patienten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: