Hausärzte kritisieren Diskussion über die Förderung von Grundversorgern
Frankfurt/Main – Die Führungsspitze des Deutschen Hausärzteverbands (HÄV) hat sich gestern kritisch mit der innerärztlichen Diskussion um Versorgungsebenen auseinandergesetzt. Dem HÄV-Bundesvorsitzenden Ulrich Weigeldt missfällt es, dass immer öfter von Grundversorgern die Rede ist. „Hintergrund ist die in Teilen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geführte Diskussion, die Gliederung in eine hausärztliche und in eine fachärztliche Versorgungsebene aufzulösen“, meinte Weigeldt. „Die KBV versucht schleichend, die bewährte Honorartrennung zwischen Hausärzten und Fachärzten aufzuweichen. Das schadet der Versorgung, denn es gibt keine sinnvolle Alternative zu einer Primärversorgung durch Hausärztinnen und Hausärzte.“
Mit Skepsis verfolgt der HÄV-Bundesvorsitzende deshalb auch Bemühungen, nicht mehr länger nur junge Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung Allgemeinmedizin finanziell zu fördern, sondern auch den Nachwuchs in weiteren Fächern wie beispielsweise der Augenheilkunde oder der Gynäkologie. Dass so genannte grundversorgende Fachärzte hausärztliche Tätigkeiten übernehmen könnten, sei als Idee doch nur aufgekommen, weil Hausärzte knapp seien. „Das wird aber nicht dazu beitragen, dass wir die hausärztliche Versorgung verbessern“, befand Weigeldt.
Mit Blick auf den Deutschen Ärztetag, bei dem vermutlich erneut über den Stand der Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) diskutiert wird, monierte der HÄV-Chef, dass in der überarbeiteten Fassung „keine spezifisch hausärztlichen Leistungen untergebracht sind“. Er verlangte, in einer neuen GOÄ zumindest einen Zuschlag für die Versorgung chronisch Kranker und einen weiteren für den Einsatz von Versorgungsassistentinnen in der Praxis (VERAH) vorzusehen.
Hausärzte wollen bis 2017 rund zehn Millionen Versicherte für die HzV gewinnen
HÄV-Hauptgeschäftsführer Eberhard Mehl berichtete zufrieden von der Entwicklung der hausarztzentrierten Versorgung (HzV). In Nordrhein-Westfalen wird der gefundene Kompromiss seiner Meinung nach dazu beitragen, bereits laufenden Verträgen noch mehr Schwung zu geben. Dort wurde im März der bestehende Vertrag zwischen den Hausärzteverbänden Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie einer Vielzahl von Krankenkassen neu geschiedst.
Mehl erwartet zudem Schiedssprüche, die bald in Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein Wirkung entfalten: „Dann können wir anfangen, die gesamte Kraft der hausarztzentrierten Versorgung in den nächsten zwei Jahren zu entwickeln.“ Ziel sei es, bis 2017 acht bis zehn Millionen Versicherte für eine Einschreibung zu gewinnen. Derzeit sind nach seinen Angaben bundesweit mehr als 3,7 Millionen Patienten und etwa 16.000 Hausärztinnen und Hausärzte eingeschrieben.
Was den Dauerstreit um die HzV mit der AOK in Bayern anbelangt, so geht Mehl davon aus, dass es auch dort demnächst vorangehen wird. Man erwarte eine Anordnung des bayerischen Gesundheitsministeriums, den Schiedsspruch umzusetzen, sagte er. /Rie
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