Hausärzteverband Nordrhein mit gemischter Jahresbilanz

Köln – Der Hausärzteverband Nordrhein zieht eine gemischte Jahresbilanz für 2022. Die Coronapandemie und dazu der Ukraine-Krieg hätten das Gesundheitssystem an die Belastungsgrenzen geführt – zudem gebe es nach wie vor viele Problemfelder, die 2023 angegangen werden müssen.
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Hausärztinnen und Hausärzte im ganzen Land haben 12 Monate hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben in den Praxen über 50 Prozent der Impfungen gestemmt, haben Erkrankungen mit ständig neuen Verläufen behandelt und sind jetzt auch immer stärker mit der Behandlung von Long-COVID-Patienten befasst“, skizzierte heute der Vorsitzende des Verbandes, Oliver Funken, die Belastungen durch die Pandemie.
Die aus Sicht des Verbandes notwendige Modernisierung des Gesundheitssystems, insbesondere der ambulanten Versorgung, werde auf die lange Bank geschoben – die Politik funktioniere nur noch im Krisenmodus. „Gefragt wären jetzt pragmatische Entscheidungen, die gemeinsam mit den praktizierenden Ärzten getroffen werden“, kritisierte Funken. „Darauf warten wir vergebens.“
Problemfelder gibt es für den Hausärzteverband Nordrhein reichlich: Altersbedingt würden in den nächsten Jahren 5 Prozent der Hausarztsitze in Nordrhein frei und es sei fraglich, wie sie mit jungen Ärztinnen und Ärzten besetzt werden können. Außerdem würden flächendeckend Praxismitarbeiterinnen mit Qualifikationen in der medizinischen Versorgung und im Gesundheitsmanagement fehlen.
Zudem sei die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung „weitgehend praxisfern“. Die Telematikinfrastruktur (TI) koste Verwaltungszeit zulasten der Patientenversorgung und stelle einen Kostenfaktor dar, der dringend optimiert werden müsse.
„Für viele junge Ärztinnen und Ärzte ist diese Kumulation der Probleme eine Abschreckung, sich niederzulassen“, betonte Funken.
„Was wir brauchen, ist eine zukunftssichere und attraktive Aufstellung des Systems Gesundheitsversorgung“, fordert der Hausärzteverband Nordrhein. Dies umfasse für das Jahr 2023 eine flexiblere Systematik zur Versorgungssicherung mit agilen Finanzierungsstrukturen und Krankenkassen, die sich bedarfs- und versorgungsorientiert anpassen können – und einen Gesetzgeber, der „frei von Ideologien pragmatisch agiert“.
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