Hausarztpraxen: Arzt-Patienten-Kontakte eher kurz, aber häufig

Mannheim – Die Kontaktzeit in deutschen Hausarztpraxen ist im europäischen Vergleich eher kurz bemessen. Dafür suchen Patienten die Praxis häufiger auf. Das berichtet eine Arbeitsgruppe des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.
Die Wissenschaftler haben neben einer systematischen Analyse der bestehenden Literatur Daten aus verschiedenen europäischen Ländern verglichen und qualitative Interviews mit Ärztinnen und Ärzten geführt.
Es zeigte sich: Länder wie Deutschland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich verzeichnen durchschnittliche Kontaktzeiten von weniger als 15 Minuten.
Hingegen haben Länder wie Frankreich, Belgien und die Schweiz überwiegend längere Konsultationen. Die nordischen Länder, insbesondere Schweden, weisen im Durchschnitt noch längere Konsultationen von mehr als 25 Minuten pro Patient auf.
Ein Faktor, der deutlich mit der durchschnittlichen Kontaktzeit zusammenhängt, ist der Untersuchung zufolge die Art, wie ärztliche Leistungen vergütet werden: Länder, in denen jede Leistung einzeln abgerechnet wird, haben im Schnitt die längsten Kontaktzeiten, Länder mit leistungsunabhängiger Vergütung die kürzesten Kontakte.
„Die Art, wie das Vergütungssystem gestaltet ist, kann also ein Hebel sein, um die gewünschte Leistungserbringung zu erreichen“, sagte Sabrina Schubert.
Die Arbeitsgruppe berichtet aber, dass weder in der gesundheitspolitischen noch in der wissenschaftlichen Diskussion Einigkeit darüber bestehe, welche Kontaktzeit angemessen sei. Deswegen seien Studien nötig, die einen möglichen Zusammenhang zwischen Kontaktzeit und Behandlungsqualität aufdecken könnten.
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