Hecken: Lebensqualität soll stärkere Rolle bei Therapieentscheidungen spielen
Hamburg – Die Lebensqualität von Patienten sollte bei Therapieentscheidungen in der Medizin stärker berücksichtigt werden. Das hat wiederholt der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Josef Hecken, gefordert.
Der Blick „auf den Patienten in seiner Ganzheitlichkeit“ gehe im Gesundheitssystem verloren, weil jede medizinische Disziplin aus ihrer Perspektive nach dem optimalen Behandlungsergebnis suche, sagte Hecken der Wochenzeitung Die Zeit. Für Kranke könne dies „zu einem ganz fatalen Ergebnis führen“. Ärzte müssten verstärkt auch psychische und soziale Bedürfnisse des einzelnen Patienten einbeziehen.
Von den Pharmaunternehmen forderte er mehr Daten darüber, wie neue Medikamente die Lebensqualität beeinflussen können. Diese Fakten sollten in Zukunft auch häufiger den Preis eines Arzneimittels bestimmen. Bei jeder Therapie, so Hecken, müssten mögliche Nachteile für den Erkrankten berücksichtigt werden. „Über so etwas muss man Patienten im Detail aufklären.“
Als Beispiel nannte Hecken die Behandlung von Krebskranken. So könne eine neue Therapie möglicherweise zwar die Lebensspanne eines Patienten um Monate verlängern. Die Frage sei aber, wie es dem Kranken in den gewonnenen Monaten durch Nebenwirkungen des Medikaments gehe.
Zuletzt hatte der Deutsche Ethikrat im April in einem Bericht gefordert, dass das individuelle Patientenwohl in Zukunft stärkeres Gewicht erhalten sollte.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: