Hepatitis B: Weniger Neuerkrankungen in Deutschland
Berlin – Die Zahl der Hepatitis-B-Neuerkrankungen ist im letzten Jahr in Deutschland weiter gesunken. Laut dem Epidemiologischen Bulletin (2013; 29: 259-269) wurden 2012 nur noch 679 Erkrankungen gemeldet, die der Referenzdefinition entsprachen. Das ist das niedrigste Niveau seit Beginn der Erfassung im Jahr 2001.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit 2 Milliarden Menschen oder ein knappes Drittel der Weltbevölkerung mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. In Europa gibt es nur etwa 14 Millionen Infizierte, in Deutschland dürften es weniger als 250.000 sein, wenn man die HBsAg-Prävalenz (als Indikator für eine aktuelle Infektion, akut oder chronisch) zugrunde legt, die in der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) in den Jahren 2008-2011 ermittelt wurde. Zehn Jahre zuvor, im Bundesgesundheitssurvey (BGS98), waren es noch 0,8 Prozent gewesen.
Die Hepatitis B ist für Labor und Arzt meldepflichtig. Die 679 Meldungen aus dem letzten Jahr dürften allerdings nur die Spitze eines Eisbergs sein, da die Erkrankung bei Erwachsenen sehr häufig asymptomatisch verläuft oder mit unspezifischen Beschwerden einhergeht und deshalb oft nicht erkannt wird.
Auch der (vorübergehende) Ikterus, zu dem es in einem Drittel der Fälle kommt, dürfte häufig übersehen werden. Wenn es allerdings zu einer chronischen Hepatitis B kommt, kann die Erkrankung zu Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom fortschreiten. Weltweit soll das Hepatitis B-Virus für 30 beziehungsweise 53 Prozent dieser Erkrankungen verantwortlich sein.
Gegenüber dem Vorjahr 2011 bedeuten die 679 neuen Meldungen in 2012 einen Rückgang um 16 Prozent. Wie in den Jahren zuvor war die Inzidenz bei Männern deutlich höher als bei Frauen. Häufigster Übertragungsweg war Sexualkontakt (wobei allerdings in etwa neun von zehn Fällen der Ansteckungsweg ungeklärt blieb).
Infektionsgefährdet seien heute vor allem nicht-geimpfte Menschen mit riskantem Sexualverhalten oder injizierendem Drogengebrauch, schreibt das Robert Koch-Institut, das die insgesamt günstige Entwicklung auf die Einführung der Impfempfehlung für alle Neugeborenen zurückführt, die seit 1995 gilt. Das Robert Koch-Institut rät den Eltern trotz der niedrigen Zahl der Neuerkrankungen, die Schutzimpfung wahrzunehmen.
In seltenen Fällen kann zusammen mit dem Hepatitis B- auch das Hepatitis D-Virus übertragen werden. Es handelt sich um ein defektes RNA-Virus, das für die Infektion von Zellen die Hülle des Hepatitis-B-Virus benötigt. In Deutschland wurden im letzten Jahr nur 18 Fälle einer Hepatitis D an das RKI übermittelt. Weltweit sollen rund zehn Millionen Menschen mit dem Hepatitis-D-Virus infiziert sein.
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