Ärzteschaft

Herzerkrankungen: Kognitiv eingeschränkte Patienten benötigen spezielle Schulungen

  • Donnerstag, 27. April 2017

Mannheim/Potsdam – Herzkranke Patienten mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten benötigen spezielle Schulungen, um mit ihrer Herz-Kreislauf-Erkrankung umgehen zu können. Das berichtete Heinz Völler, Leiter des Lehrstuhls für Rehabilitations­wissen­schaften an der Universität Potsdam, auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim.

An die Akutversorgung eines Herzinfarktes schließt sich bekanntlich eine Rehabilitation an, die wesentlich zum weiteren Verlauf beiträgt. Ein multimodaler Ansatz sorgt dafür, dass die Patienten neben der medizinischen Betreuung auch Sport- und Physiotherapie sowie Schulungen zur Verbesserung ihres Lebensstils erhalten. Dabei geht es unter an­derem um einen Rauchstopp, mehr Bewegung, Ernährung und geeig­nete Entspan­n­ungs­­techniken. „Aber bei Schulungsmaßnahmen wird üblicherweise eine adäquate kog­nitive Leistungsfähigkeit der Patienten vorausgesetzt“, erläuterte Völler in Mannheim. Dabei sei bekannt, dass viele Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen bereits im mittleren Lebensalter kognitive Beeinträchtigungen aufwiesen.

Völler hat mit seiner Arbeitsgruppe 497 Rehateilnehmer mit koronarer Herzerkrankung (KHK) untersucht. Rund 80 Prozent waren männlich, das mittlere Alter lag bei 54,5 Jah­ren. Die kognitive Leistungsfähigkeit der Patienten wurde – neben Bildungsgrad, Medika­tion, körperlicher Fitness und anderen Faktoren – zu Beginn der Rehabilitation und ein zweites Mal bei der Entlassung mit einem standardisierten Testverfahren ermittelt. Zu­sätzlich mussten sich die Teilnehmer bei der Aufnahme, der Entlassung und sechs Mo­nate nach der Reha einem Wissensquiz mit medizinischen Fragestellungen und Aufga­ben zum Thema Lebensführung stellen.

Obwohl keiner der Untersuchten älter als 61 Jahre war, stellten die Wissenschaftler zu Beginn der Behandlung bei mehr als einem Drittel (36,7 Prozent) kognitive Defizite fest. Am Ende der Behandlungszeit waren es immer noch 32,9 Prozent. Bei neun Patienten waren die Beeinträchtigungen mittelschwer bis stark ausgeprägt, in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle handelte es sich um sogenannte leichte kognitive Beeinträchti­gun­gen.

Die Auswertung der Befragungen zeigte, dass sowohl der initiale Schulungserfolg wie auch die nachhaltige Verfügbarkeit des erworbenen Wissens deutlich mit der kognitiven Leistungsfähigkeit korreliert. „Je schlechter die Patienten am Beginn der Behandlung abgeschnitten hatten, desto weniger Wissen nahmen sie am Ende der Rehabilitation mit“, erläuterte Annett Salzwedel vom Department Sport- und Gesundheitswissen­schaf­ten der Universität Potsdam. Der Erhalt des Wissens nach der Rehabilitation hingegen hing wesentlich von den Ergebnissen bei der Entlassung ab.

„Da circa ein Drittel der Patienten mit KHK in der Anschlussheilbehandlung von kogni­ti­ven Beeinträchtigungen betroffen ist, sollten bestimmte Schulungsinhalte priorisiert und mithilfe geeigneter didaktischer Methoden vermittelt werden“, lautet Völlers Fazit.

hil

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