Herzinfarkte nach Operationen leicht zu übersehen

Hamilton – Ärzte könnten einen großen Teil der Herzinfarkte nach nicht kardialen Operationen übersehen. Das schließen Forscher um PJ Devereaux an der McMaster University in Ontoario, Canada, aus einer multizentrischen prospektiven Analyse mit mehr als 15.000 Patienten. Sie veröffentlichten ihre Studie in der Märzausgabe von Anesthesiology (doi: 10.1097/ALN.0000000000000113).
30 Tage nach einer Operation kann für Patienten ein erhöhtes Sterberisiko bestehen. Myokardischämien, welche peri- und postoperativ entstehen, könnten hierfür verantwortlich sein, berichten die Forscher. Jedoch gehen nicht alle Herzinfarkte mit klinischen Symptomen wie Brustschmerzen oder Dyspnoe einher. Myokardiale Infarkte verursachen allerdings häufig eine Erhöhung des Troponin T, einem wichtigen Marker für die Diagnostik. Die Studie legte diesen Marker als wichtigsten Indikator für unentdeckte Herzinfarkte zugrunde.
Die sogenannte VISION-Studie (Vascular events in noncardiac Surgery patients cohort evaluation) lieferte die Ausgangsdaten für die Analyse der Wissenschaftler. Die insgesamt 15.065 Patienten wurden über drei Tage nach ihrer nichtkardialen OP auf einen Anstieg ihres Troponin T hin untersucht. Patienten, die einen Anstieg über 0.03 ng/ml zeigten und keine Anzeichen für extrakardiale Ursachen hatten, wurden von den Forscher als Patienten mit ischämisch bedingten myokardialen Nekrosen definiert.
Bei einem Anstieg über 0,04 ng/ml erhielten die Patienten zusätzlich ein EKG. Rund 1.200 Patienten (acht Prozent) zeigten nach der Operation Anzeichen für ischämische Herzschäden. Lediglich 15,8 Prozent der Patienten hatten zusätzlich zu ihrem Troponin Anstieg Schmerzsymptome, die auf eine Herzischämie hinwiesen. Die 30-Tages Mortalität war mit 9,8 Prozent bei diesen Patienten deutlich erhöht (Vergleichsgruppe 1,1 Prozent). Ein höheres Alter, metabolische Begleiterkrankungen und eine erniedrigte glomeruläre Filtrationsrate konnten die Forscher als wichtigste Risikofaktoren identifizieren.
Die Forscher vermuten, dass rund 84,2 Prozent der Herzinfarkte klinisch unentdeckt bleiben könnten. Da ein Anstieg des Troponin T in der ersten drei Tagen nach Operation einen wichtigen Hinweis auf Myokardischämien liefern kann, sehen die Forscher hier großes Potential für frühzeitige Diagnosen.
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