Medizin

Herzoperationen: Fischöl-Kapseln können Vorhofflimmern nicht verhindern

  • Dienstag, 6. November 2012

Boston – Die den Omega-3-Fettsäuren zugeschriebenen antiarrhythmischen Wirkungen haben in einer groß angelegten randomisierten klinischen Studie herzchirurgischen Patienten nicht genutzt. Die Rate des postoperativen Vorhofflimmerns konnte durch die perioperative Gabe von Fischöl-Kapseln nicht gesenkt werden, wie die Initiatoren jetzt auf der Jahrestagung der American Heart Association in Los Angeles mitteilten. Die Studie wurde zeitgleich im US-Amerikanischen Ärzteblatt publiziert.

Etwa 1 bis 3 Prozent aller Patienten entwickeln nach herzchirurgischen Eingriffen ein Vorhofflimmern. Die Rate konnte weder durch die Verbesserung der chirurgischen Technik noch durch Fortschritte in der Anästhesie noch durch ein bessere perioperative Versorgung gesenkt werden.

Das Vorhofflimmern kann zu postoperativen Komplikationen mit Nierenversagen oder Schlaganfällen führen, weshalb die Kardiochirurgen offen für ungewöhnliche Therapien sind, zu denen sicherlich die Gabe von Fischölkapseln gehört. Nachdem Omega-3-Fettsäuren in früheren Studien Blutdruck, Gefäßwiderstand, Herzfrequenz und andere kardiologisch relevante Parameter günstig beeinflusst hatten, wurde in der „Omega-3 Fatty Acids for Prevention of Post-operative Atrial Fibrillation“ oder OPERA-Studie versucht, die Rate der postoperativen Vorhofarrhythmien zu senken.

Zwischen August 2010 und Juni 2012 wurden in verschiedenen Zentren in den USA, Italien und Argentinien 1.516 Patienten auf die Einnahme von Fischölkapseln oder Placebo randomisiert. Die Behandlung begann drei bis fünf Tage vor der Operation und wurde nach der Operation bis zur Entlassung fortgesetzt. Doch die Erwartungen sollten sich nicht erfüllen.

Wie Dariush Mozaffarian von der Harvard Medical School in Boston und Mitarbeiter berichten, kam es weder im primären Endpunkt, der Zahl der postoperativ registrierten atrialen Arrhythmien (30,7 versus 30,0 Prozent), zu einer Reduktion, noch war in der zahlreichen sekundären Endpunkten ein klinischer Vorteil für den Patienten erkennbar.

Es gab keine Unterschiede in der Zahl der Herzinfarkte oder Schlaganfälle, und auch die postoperativen Sterberate war in beiden Studienarmen gleich. Da die Fischölkapseln allerdings von den Patienten gut vertragen wurden und nicht mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden waren, gibt es nach Ansicht von Mozaffarian keinen Grund, die Therapie zu verbieten. Einen Nutzen konnte die Studie auch in zahlreichen Untergruppen nicht belegen.

rme

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