Herzschrittmacher und Defibrillatoren: E-Auto-Ladestationen unbedenklich

München – Hochleistungsladestationen für Elektroautos sind für Patienten mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren unbedenklich. Das geht aus einer Studie hervor, die eine Münchner Arbeitsgruppe in der Fachzeitschrift EP Europace veröffentlicht und auf dem wissenschaftlichen Kongress 2023 der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) vorgestellt hat (EP Europace, DOI: 10.1093/europace/euad042).
Die Gruppe um Carsten Lennerz hat bereits früher das Risiko elektromagnetischer Störungen von Herzgeräten beim Fahren von Elektroautos untersucht. Dabei fiel auf, dass sich das größte elektromagnetische Feld entlang des Ladekabels befindet.
Die neuen Hochleistungsladegeräte arbeiten mit Gleichstrom, der eine höhere Leistung ermöglicht, während ältere oder Heimladegeräte mit Wechselstrom arbeiten. „Die neuen Hochleistungsladestationen für Elektroautos haben das Potenzial, starke elektromagnetische Felder zu erzeugen“, sagte Lennerz Bedenken, die zu der Untersuchung geführt haben.
An der Studie nahmen 130 Patienten mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator teil. Das Durchschnittsalter betrug 59 Jahre, 21 Prozent waren Frauen. Im Rahmen der Studie wurden vier öffentlich zugängliche, vollelektrische Autos verwendet, die mit hoher Leistung aufgeladen werden können. Die Forscher verwendeten auch ein Testfahrzeug, das bis zu 350 Kilowatt von den Hochleistungs-Ladegeräten abrufen konnte.
Die Teilnehmer wurden gebeten, jedes Auto anzuschließen und zu laden, wobei das Ladekabel direkt über ihrem Herzgerät platziert wurde, um die Wahrscheinlichkeit elektromagnetischer Störungen zu maximieren. Die Patienten wurden auf etwaige Fehlfunktionen ihres Herzgeräts überwacht, zum Beispiel auf das Ausbleiben der Stimulationstherapie oder eine Fehlfunktion bei der Erkennung des Herzrhythmus.
Außerdem wurden die Herzgeräte nach dem Aufladen der Fahrzeuge auf Veränderungen in ihrer Programmierung oder auf Schäden überprüft. Insgesamt wurden 561 Ladevorgänge durchgeführt, bei denen die Forscher keine durch elektromagnetische Störungen verursachten unerwünschten Ereignisse feststellten.
Insbesondere kam es weder zu einer Hemmung der Stimulation bei Herzschrittmachern noch zu einer Fehldiagnose von schnellen Arrhythmien, die bei Patienten mit Defibrillatoren zu einer schmerzhaften Schocktherapie führen könnten.
„Diese Studie wurde als Worst-Case-Szenario konzipiert, um die Wahrscheinlichkeit elektromagnetischer Störungen zu maximieren. Trotzdem fanden wir keine klinisch relevanten elektromagnetischen Störungen und keine Gerätefehlfunktionen bei der Verwendung von Hochleistungsladegeräten, was darauf hindeutet, dass ihre Verwendung bei Patienten mit Herzgeräten nicht eingeschränkt werden sollte“, so das Fazit der Arbeitsgruppe.
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