Hess: Noch kein Rationierungsbedarf im deutschen Gesundheitssystem

Berlin – Noch sieht der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Rainer Hess, keinen Rationierungsbedarf im deutschen Gesundheitssystem. Im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt verweist er auf erhebliche Überkapazitäten in bestimmten Bereichen, die es abzubauen gelte, bevor man notwendige Leistungen aus dem System herausnehme. Im internationalen Vergleich habe man etwa bei Arthroskopien, Endoskopien oder Angiographien ein sehr hohes Leistungsvolumen, „das zumindest einmal begründet werden müsste“.
Vor diesem Hintergrund sieht Hess auch der Neuregelung des spezialfachärztlichen Versorgungsbereichs mit einiger Skepsis entgegen, handele es sich hier doch um den Bereich mit der größten Mengenentwicklung. „Ich habe meine Bedenken, ob das wirklich der Wettbewerb regeln kann.“ Benötigt werde hier der Einbau einer funktionierenden Qualitätssicherung.
Der Ende Juni aus dem Amt scheidende Hess bewertet gleichwohl das System der Selbstverwaltung in der gesetzlichen Krankenversicherung positiv. Vieles sei während seiner Amtszeit beim G-BA auf den Weg gebracht worden. Hess: „Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass Selbstverwaltung besser ist als eine staatliche Reglementierung oder eine reine Marktlösung.“
Es gebe aber auch Schwachstellen in der Selbstverwaltung, wo die Politik gefordert sei. „Manchmal hätte ich mir ein früheres Eingreifen des Gesetzgebers gewünscht“, betont Hess. „Aber wenn man sich ein Eingreifen des Gesetzgebers wünscht, dann kommt er nicht. Und er greift da ein, wo man es sich unter Umständen gar nicht wünscht.“
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