HIV: Welche antiretroviralen Medikamente sind in der Schwangerschaft am sichersten?

Boston – Die Gefahr, dass die Fortsetzung der antiretroviralen Medikation in der Schwangerschaft eine Frühgeburt auslöst, ist nicht unter allen Kombinationen gleich hoch, wie die Erfahrungen aus Botswana, einem Hochendemie-Land in JAMA Pediatrics (2017; doi: 10.1001/jamapediatrics.2017.2222) zeigen.
HIV-infizierten Frauen wird in der Schwangerschaft zur Fortsetzung der antiretroviralen Therapie geraten. Die kontinuierliche Einnahme der Medikamente trägt vermutlich wesentlich dazu bei, eine Übertragung auf das Neugeborene zu vermeiden. In westlichen Ländern konnte die Transmissionsrate von 14 auf unter einem Prozent gesenkt werden.
Es gibt jedoch Bedenken, dass die Exposition mit den antiretroviralen Wirkstoffen Embryo und Feten schaden könnte. Vor allem Protease-Inhibitoren wurden mit einer erhöhten Rate von Frühgeburten in Verbindung gebracht.
Rebecca Zash vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston und Mitarbeiter haben hierzu die Erfahrungen des Landes Botswana ausgewertet, wo ein Fünftel der Erwachsenen HIV-positiv ist. Schwangerschaften von HIV-infizierten Frauen sind dort keine Seltenheit.
Von den 47.124 Kindern, die zwischen August 2014 und August 2016 geboren wurden, war ein Viertel HIV-exponiert. In dieser Gruppe kam es häufiger zu Früh-, Mangel- und Totgeburt oder einem neonatalen Tod, als wenn die Mutter nicht HIV-infiziert war (39,6 versus 28,9 Prozent). Zash ermittelte ein adjustiertes relatives Risiko von 1,40, das mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,36 bis 1,44 signifikant war.
Vor diesem Hintergrund müssen die Auswirkungen der antiretroviralen Therapie gesehen werden. Da sich die Therapie in Botswana gerade im Wandel befindet, konnte Zash verschiedene Medikamentenkombinationen vergleichen. Die niedrigste Rate von Früh-, Mangel- und Totgeburt oder einem neonatalen Tod gab es bei Müttern, die eine Kombination aus Tenofovir (TDF), Emtricitabin (FTC) und Efavirenz (EFV) eingenommen hatten. In dieser Gruppe kam es bei 36,4 Prozent zum Endpunkt. Bei den Frauen, die mit TDF-FTC und Nevirapin (NVP) behandelt wurden, trat der Endpunkt bei 41,7 Prozent der Frauen auf. Zash ermittelt eine ARR von 1,15 (1,04-1,27).
TDF-FTC and Lopinavir-Ritonavir (TDF-FTC–LPV-R) führte bei 48,5 Prozent zu den genannten Schwangerschaftskomplikationen (ARR 1,31; 1,13-1,52). Bei der Kombination aus Zidovudin, Lamivudin und NPV (ZDV-3TC-NVP) waren es 47,4 Prozent (ARR 1,30; 1,20-1,41) und bei der Kombination aus ZDV-3TC–LPV-R 44,9 Prozent (ARR 1,21; 1,01-1,45).
Wie immer bei Beobachtungsstudien gibt es Einschränkungen, da nicht alle Begleitfaktoren (etwa die CD4-Zahlen) bekannt waren. Dennoch zeigen die Zahlen, dass die Kombination aus TDF, FTC und EFV vermutlich die am wenigsten schädliche Kombination ist.
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