Politik

Hochschulmedizin: Bundesweiter Hilferuf

  • Montag, 10. November 2014
Uploaded: 10.11.2014 16:31:09 by mis
uniklinium-dpa

Berlin – Heute startet die bundesweite Aktionswoche der Deutschen Hochschulmedizin  „Wir leisten mehr“. Vom 10.  bis 14. November wollen die Hochschulmediziner in ganz Deutschland mit verschiedenen Veranstaltungen Politik und Öffentlichkeit auf die beson­dere Bedeutung der Uniklinika und Fakultäten hinweisen.

„Die finanzielle Situation vieler hochschulmedizinischer Einrichtungen ist dramatisch“, betonte Ralf Heyder, Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) heute in Berlin. Für das Jahr 2014 erwarteten knapp zwei Drittel der Uniklinika (19 Häuser) ein Defizit. Nur noch fünf Häuser rechneten mit einem positiven Jahresergebnis. Damit verzeichneten die Uniklinika bereits im dritten Jahr ein kollektives Defizit. „Das Gesamtdefizit für die Jahre 2012 und 2013 liegt bei über einer Viertelmilliarde Euro“, erläuterte Heyder.

Zurückgehende Investitionszuschüsse und fehlende Kompensation der Mehrleistungen
Als Hauptursachen der Finanzierungskrise nannte Gunter Gotal, Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Greifswald und Vorstandsmitglied des VUD, ständig steigende Kosten für Personal, Medikamente und Energie, ferner rückläufige Investitionszuschüsse der meisten Bundesländer sowie eine unzureichende Kompensation für die Mehrleistungen der Uniklinika. „Fast alle Krankenhäuser leiden unter der unzureichenden Finanzierung. Doch die Uniklinika sind durch die Kopplung von Krankenversorgung, Forschung und Lehre besonders betroffen“, erläuterte er.

„Neben der Krankenversorgung sind wir zuständig für die Ausbildung der Ärzte von morgen und für die ärztliche Weiterbildung, eine internationale Spitzenforschung und die Versorgung komplexer und seltener Erkrankungen sowie für eine 24/7-Notfall­versorgung“, erklärte Annette Grüters-Kieslich, Vizepräsidentin des Medizinischen Fakultätentages (MFT) und Dekanin der Charite – Universitätsmedizin Berlin. Innovationszentren verursachten jedoch hohe zusätzliche Vorhaltekosten.  

Kosten für Ambulanzen und die Stärkung der Ausbildung müssen kompensiert werden
Zudem stellten die Hochschulambulanzen vielerorts die ambulante Krankenversorgung sicher, obwohl sie gesetzlich nur zur Behandlung von Patienten im Rahmen von Forschung und Lehre verantwortlich sind, sagte Volker Hildebrandt, Generalsekretär des MFT. Auch die unternommenen Anstrengungen zur Stärkung der Ausbildung in der Allgemeinmedizin sowie die Durchführung von Kleingruppenunterricht, praktisch orientierten Prüfungen sowie von Auswahlgesprächen zum Medizinstudium seien zwar gesellschaftlich und politisch gewollt, müssten jedoch auch kompensiert werden. „Unsere Leistungsfähigkeit in allen diesen Bereichen muss erhalten werden“, betonte Hilde­brandt. Dazu benötige man zusätzliche finanzielle Mittel.

„Die Gesundheitspolitik ist unserem Ruf nach einem Systemzuschlag, der als eigen­ständige Finanzierungssäule die Leistungen der Universitätsmedizin in besonderer Weise gewichtet, leider nicht gefolgt“, bedauerte Heyder. Stattdessen sollen Hochschulambulanzen, Extremkosten, Notfallversorgung und Zentrenzuschläge getrennt finanziert werden. „Der VUD und der MFT werden sich bei der Ausgestaltung von Einzellösungen jedoch aktiv einbringen“, sagte er. Die Aktionswoche soll zunächst die Sensibilität der Öffentlichkeit und Politik für die strukturellen Schwachstellen erhöhen.

ER

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