Hodenkrebs: Keine Empfehlung für Screening ab 16 Jahren

Köln – Die Studienlage liefert im Augenblick keinen Anhaltspunkt dafür, dass regelmäßige Hodenkrebs-Früherkennungsuntersuchungen für asymptomatische Männer ab 16 Jahren zu besseren Behandlungsergebnissen führen könnten.
Auch zur Kosteneffektivität eines solchen Screenings und zu einem möglichen höheren Schaden des Screenings für die Zielgruppe liegen keine Studien vor. Das berichten Wissenschaftler der Privatuniversität UMIT Tirol in einem neuen sogenannten ThemenCheck Medizin.
Auftraggeber dieser Gutachten („Heath Technology Assessment“, HTA), die auf Bürgervorschläge zurückgehen, ist das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Die Tiroler Sachverständigen ziehen sich in ihrem Gutachten aber nicht nur auf die Formel „Keine Studien vorhanden, also keine Empfehlung möglich“ zurück. In einer ergänzenden Darstellung untersuchen sie vielmehr auch den theoretischen maximalen Nutzen eines solchen Screenings. Dieser sei im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen „eher gering ausgeprägt“.
„Hodenkrebs ist selten und wird auch ohne regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen in den meisten Fällen in einem relativ frühen Stadium entdeckt und kann dann mit entsprechend guten Heilungschancen behandelt werden“, argumentieren sie.
Sie meinen daher, dass „aufwendige, methodisch hochwertige randomisierte Interventionsstudien an Männern mit durchschnittlichem Hodenkrebsrisiko kaum angemessen erscheinen, um die fehlende Evidenz zu generieren“.
Regelmäßige Maßnahmen zur Früherkennung von Hodenkrebs bei Männern ab 16 Jahren können den Wissenschaftlern zufolge nicht empfohlen werden. Dies treffe auf die Tasteigenuntersuchung als auch auf die ärztliche Tast- beziehungsweise Ultraschalluntersuchung zu.
„Die ärztliche Tast- und Ultraschalluntersuchung zu Früherkennungszwecken sollte deshalb weder als Regelleistung der GKV noch als individuelle Gesundheitsleistung angeboten werden“, folgern sie.
Empfehlenswert sei aber, im Rahmen der üblichen Gesundheitserziehung Männern zu raten, bei Auffälligkeiten am Hoden zeitnah eine ärztliche Untersuchung zur diagnostischen Abklärung in Anspruch zu nehmen.
Seit 2016 ist es für Bürger möglich, über den ThemenCheck Medizin wissenschaftlich fundierte Antworten auf bestimmte medizinische Fragen zu erhalten. Die Themen werden in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt.
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