Politik

Hoffnung auf Abklingen der EHEC-Epidemie

  • Donnerstag, 9. Juni 2011

Berlin – Trotz der weiterhin erfolglosen Suche nach der Ursache für die EHEC-Epidemie mehren sich die Anzeichen für ein Abklingen der Krankheitswelle. „Es steigt mit jedem Tag die Hoffnung, dass wir den Scheitelpunkt wirklich überstanden haben“, erklärte heute Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Die Zahl der Neuinfektionen steigt demnach nicht mehr so stark an wie zuvor.

In Hamburg als Schwerpunkt der Epidemie wurden von Mittwoch bis Donnerstag der Gesundheitsbehörde zufolge 27 neue EHEC-Fälle gemeldet. Die leicht rückläufige Tendenz bei der Anzahl der täglich neu registrierten Erkrankungsfälle halte damit weiter an, erklärte Prüfer-Storcks. Auch das niedersächsische Gesundheitsministerium teilte mit, dass es in der Tendenz einen geringeren Anstieg von Neuinfektionen als in der vergangenen Woche gebe.

Die Zahl der Todesfälle nach EHEC-Infektionen erhöhte sich zugleich bundesweit auf mindestens 28. In Niedersachsen starben nach Angaben des Landes-Gesundheitsministeriums gestern ein 68-jähriger Mann und eine 20 Jahre alte Frau. Die Behörden untersuchen dem Ministerium zufolge zudem einen EHEC-Ausbruch in Göttingen, der im Zusammenhang mit einer Familienfeier stehen könnte.

Sowohl aus dem Landkreis Göttingen als auch aus dem nahegelegen Kreis Kassel in Hessen seien Erkrankungen gemeldet worden. Für das Catering bei der Feier war demnach eine Firma aus dem Kreis Kassel verantwortlich.

Den Fund des EHEC-Erregers auf einer Gurke im Biomüll in Magdeburg hält der Chefarzt einer Leipziger Klinik für Infektiologie, Bernhard Ruf, nicht für eine neue Spur bei der Suche nach der Quelle des Darmkeims. „Sie können in vielen Biotonnen wahrscheinlich EHEC finden“, sagte der Infektiologe in der ARD. Die Essensreste brüteten in der Sommerhitze über mehrere Tage in diesen Tonnen, was die Entwicklung zahlreicher Bakterien begünstige. Der Fund bringe gar nichts auf der Suche nach der EHEC-Quelle, sagte er.

Spanien setzt auf konstruktive Zusammenarbeit
Die spanische Regierung setzt derweil bei der Hilfe für die spanischen Gemüsebauern, die durch die EHEC-Epidemie millionenschwere Verluste erlitten haben, auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit Deutschland. Die Bundesregierung habe Anstrengungen zugesagt, um das Image spanischer Produkte in Deutschland wieder zu verbessern, sagte Spaniens Europaminister Diego Lopez Garrido heute in Berlin.

Der spanische Europaminister bezeichnete die Erklärungen in Hamburg zu spanischen Gurken als vermeintliche Quelle für die massive Verbreitung des Darmkeims EHEC als „unglücklich“. Die Hamburger Behörden hatten mitgeteilt, dass der EHEC-Erreger auf spanischen Gurken entdeckt wurde. Später stellte sich heraus, dass es sich dabei nicht um den für den jetzigen Ausbruch verantwortlichen Keim-Typ handelte. Lopez Garrido schloss Klagen von privaten Unternehmen gegen die Hamburger Behörden nicht aus.

Die unter der EHEC-Krise leidenden deutschen Gemüsebauern mussten bislang einen Verlust von 60 Millionen Euro verbuchen. Der Absatz habe sich mehr als halbiert, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Helmut Born, dem Nachrichtensender N24. Die Bauern verlören damit gegenwärtig jeden Tag fünf Millionen Euro. Das seien seit Beginn der EHEC-Krise mehr als 60 Millionen Euro.

Proben in Sprossenbetrieb negativ
Am Abend teilte das niedersächsische Verbraucherschutzministerium in Hannover Hannover mit, dass bei keiner der ersten Proben von einem Sprossenerzeuger im niedersächsischen Bienenbüttel EHEC-Erreger gefunden worden sei. Untersucht wurde dabei Wasser aus dem Betrieb, Arbeitsgeräte und Samen zum Heranziehen von Sprossen.

Das Ministerium will die Ermittlungen in dem Betrieb fortführen. Bei dem Sprossenerzeuger und in seinem Umfeld seien von Bundes- und Landesbehörden mittlerweile rund 750 weitere Proben gezogen worden, die zu großen Teilen noch in Berlin analysiert würden, sagte Ministeriumssprecher Gert Hahne.

Ungewiss sei aber, ob sich der Erreger noch nachweisen lasse. In diesem Falle könne die Sprossenzucht in einigen Monaten nach gründlicher Reinigung des Betriebes möglicherweise wieder aufgenommen werden.

dapd/afp

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