Hohe Antibiotikakonzentration in Klinikabwässern gefunden

Bonn – Wissenschaftler um Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn, haben in Klinikabwässern antibiotikaresistente Bakterien und Resistenzgene nachgewiesen. Im Vergleich dazu konnten sie diese Erreger im freien Gewässersystem nur sehr selten finden. Rückstandsuntersuchungen in den getesteten Klinikabwässern zeigten auch höhere Antibiotikakonzentrationen als in freien Gewässern.
Die Forscher stellen heute und morgen in Berlin die Ergebnisse des Projektes „Biologische beziehungsweise hygienisch-medizinische Relevanz und Kontrolle antibiotikaresistenter Krankheitserreger in klinischen, landwirtschaftlichen und kommunalen Abwässern und deren Bedeutung in Rohwässern“ (HyReKA) vor. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Untersuchungen in den vergangenen drei Jahren gefördert.
„Dank HyReKA können wir besser verstehen, wie Antibiotikaresistenzen über das Abwasser in unsere Gewässern gelangen. Dieses Problem kann nun angegangen werden, denn das Projekt liefert auch die technischen Lösungen dafür. Für Krankenhäuser werden beispielsweise neue Hygieneanforderungen für die Abwasserentsorgung entwickelt. So kann die Belastung mit multiresistenten Erregern in Gewässern deutlich gesenkt werden“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU).
Die Forscher untersuchten mögliche Eintragspfade und Verbreitungswege von antibiotikaresistenten Bakterien, Antibiotika-Resistenzgenen und Antibiotikarückständen an einem Krankenhaus der Maximalversorgung, Tiermast- und Schlachtbetrieben sowie aus Flugzeugen und Flughäfen und deren Weiterverbreitung über Kläranlagen in Gewässer.
Bei der Quellensuche für Antibiotikaresistenzen nahmen sie beginnend in der Klinik (Sanitäranlagen in Patientenbereichen) den gesamte Abwasserweg bis in den Vorfluter der Kläranlage unter die Lupe. Als Vergleich diente ein unbelastetes ländliches Flusssystem. Zusätzlich untersuchten sie entsprechende Abwässer direkt in Mast- und Schlachtbetrieben und deren Ausbreitung über die Abwasserkläranlagen und in Gewässer. Flugzeugtoiletten wurden ebenfalls untersucht.
Darbei standen die Antibiotika Carbapeneme und Colistin im Fokus sowie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besonders kritisch angesehene antibiotikaresistente Erreger. „Infektionen bei gefährdeten Patienten mit diesen Erregern stellen mittlerweile eine große Herausforderung sowohl für die Krankenhaushygiene, die Tier- und Lebensmittelhygiene als auch den öffentlichen Gesundheitsschutz dar“, sagte Exner.
Die Untersuchungen ergaben, dass die Bakterien aus den Abwässern von landwirtschaftlichen Betrieben weniger multiresistent sind als jene aus der Humanmedizin. Dabei sei der verantwortungsbewusste Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung die wichtigste Stellschraube zur Vermeidung von Resistenzen. In Geflügel- und Schweineschlachthöfen wiesen die Forscher an fast allen Probenahmestellen antibiotikaresistente Krankheitserreger nach, die aber durch betriebseigene Kläranlagen zum Großteil eliminiert werden.
Die Untersuchung von Flugzeugabwässern zeigte laut den Forschern „eine außerordentliche Vielzahl unterschiedlicher Resistenzgene“, weswegen einer guten Toilettenhygiene in Flugzeugen offensichtlich eine bislang unterschätzte Bedeutung zukomme.
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