Vermischtes

Hohe Antibiotika­konzentration in Klinikabwässern gefunden

  • Mittwoch, 3. April 2019
Die weißen Plättchen geben verschiedene Antibiotika ab, von denen aufgrund Resistenzen nicht alle die Keime im Umkreis absterben lassen. /dpa
/dpa

Bonn – Wissenschaftler um Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentli­che Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn, haben in Klinikabwässern antibiotikare­sistente Bakterien und Resistenzgene nachgewiesen. Im Vergleich dazu konnten sie diese Erreger im freien Gewässersystem nur sehr selten finden. Rückstandsuntersuchun­gen in den getesteten Klinikabwässern zeigten auch höhere Antibiotikakonzentrationen als in freien Gewässern.

Die Forscher stellen heute und morgen in Berlin die Ergebnisse des Projektes „Biologi­sche beziehungsweise hygienisch-medizinische Relevanz und Kontrolle antibiotikaresis­tenter Krankheitserreger in klinischen, landwirtschaftlichen und kommunalen Abwässern und deren Bedeutung in Rohwässern“ (HyReKA) vor. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Untersuchungen in den vergangenen drei Jahren gefördert.

„Dank HyReKA können wir besser verstehen, wie Antibiotikaresistenzen über das Abwass­er in unsere Gewässern gelangen. Dieses Problem kann nun angegangen werden, denn das Projekt liefert auch die technischen Lösungen dafür. Für Krankenhäuser werden bei­spielsweise neue Hygieneanforderungen für die Abwasserentsorgung entwickelt. So kann die Belastung mit multiresistenten Erregern in Gewässern deutlich gesenkt werden“, sag­te Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU).

Die Forscher untersuchten mögliche Eintragspfade und Verbreitungswege von antibioti­karesistenten Bakterien, Antibiotika-Resistenzgenen und Antibiotikarückständen an einem Krankenhaus der Maximalversorgung, Tiermast- und Schlachtbetrieben sowie aus Flugzeugen und Flughäfen und deren Weiterverbreitung über Kläranlagen in Gewässer.

Bei der Quellensuche für Antibiotikaresistenzen nahmen sie beginnend in der Klinik (Sanitäranlagen in Patientenbereichen) den gesamte Abwasserweg bis in den Vorfluter der Kläranlage unter die Lupe. Als Vergleich diente ein unbelastetes ländliches Flusssys­tem. Zusätzlich untersuchten sie entsprechende Abwässer direkt in Mast- und Schlacht­betrieben und deren Ausbreitung über die Abwasserkläranlagen und in Gewässer. Flug­zeug­toiletten wurden ebenfalls untersucht.

Darbei standen die Antibiotika Carbapeneme und Colistin im Fokus sowie von der Welt­gesundheitsorganisation (WHO) als besonders kritisch angesehene antibiotikaresistente Erreger. „Infektionen bei gefährdeten Patienten mit diesen Erregern stellen mittlerweile eine große Herausforderung sowohl für die Krankenhaushygiene, die Tier- und Lebens­mittelhygiene als auch den öffentlichen Gesundheitsschutz dar“, sagte Exner.

Die Untersuchungen ergaben, dass die Bakterien aus den Abwässern von landwirtschaft­lichen Betrieben weniger multiresistent sind als jene aus der Humanmedizin. Dabei sei der verantwortungsbewusste Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung die wichtigste Stellschraube zur Vermeidung von Resistenzen. In Geflügel- und Schweineschlachthöfen wiesen die Forscher an fast allen Probenahmestellen antibiotikaresistente Krankheits­erreger nach, die aber durch betriebseigene Kläranlagen zum Großteil eliminiert werden.

Die Untersuchung von Flugzeugabwässern zeigte laut den Forschern „eine außerordent­liche Vielzahl unterschiedlicher Resistenzgene“, weswegen einer guten Toilettenhygiene in Flugzeugen offensichtlich eine bislang unterschätzte Bedeutung zukomme.

hil

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