Hohenzollern-Kaiser und schachspielende Ärzte
Eine Conditio sine qua non für den Austragungsort des Deutschen Ärzteschachturniers im Laufe der bisherigen 25 Jahre ist und war ein Spielcasino. Das kann man so oder so sehen. Doch immer gibt und gab es dort auch heilende Wässer mit wohltätiger Wirkung, insbesondere nach Niederlagen, bei denen einem der Gegner mit einem fiesen, wenn auch legalen Trick eine Figur entwendet hat. Und das kann man nur „so“ sehen, ohne jedwedes oder. Besonders wohl in Bad Homburg vor der Höhe, das die Ärzte schon öfters empfing, so auch in diesem Jahr und wiederum im kommenden vom 13. bis 15. April 2018.
Der berühmte Chemiker Prof. Justus von Liebig stellte nämlich der Quelle dort schon 1836 ein vorzügliches Zeugnis aus: „Es möchte in Deutschland wohl schwer sein, ein Mineralwasser zu finden, welches gleichen Reichtum an wirksamen Bestandteilen wie der Homburger Elisabethenbrunnen darzubieten vermöchte. Es lässt sich voraussehen, dass diese Stadt einer der beliebtesten und meistbesuchten Badeorte werden wird.“ Das preußische Herrscherhaus mit nahezu allen Anverwandten, an der Spitze die drei Hohenzollern-Kaiser, glaubte ihm aufs Wort.
Dostojewski, der hier seinen Roman „Der Spieler“ schrieb, kam allerdings wohl weniger des heilenden Wassers wegen. Und sollten Sie sich in dieser wohlhabenden Stadt, in der Sie schon einmal Frau Klatten oder Herrn Quandt begegnen können, einmal unpässlich fühlen: „Nirgendwo ist man luxuriöser krank als hier“ (Die Zeit).
Aber auch Schachspieler kommen recht gerne. Davon zeugen etliche großartige internationale Turniere, die nicht zuletzt dank der Unterstützung von Herrn Joachim Petry, dem Eigentümer des Parkhotels, zustande kamen, aber natürlich auch der Ärzteturniere. Zumal wenn man so liebenswürdig und launig wie heuer vom Oberbürgermeister Alexander Hetjes „in der schönsten Stadt Deutschlands“ mit dem „schönsten Kurpark“ willkommen geheißen wird.
Bei all den Lamborghinis und ähnlichen Karossen an diesem Orte ist es natürlich nicht verkehrt, ebenfalls entsprechend vorzufahren. Ein feuerroter Tesla, bei dem die Seitentüren wie bei Flugzeugen nach außen und oben fahren, in dem der Münchner Radiologe Dr. Kurt Baum und ich selbst freundlicherweise von einem Bamberger Neurologieprofessor mitgenommen wurden, ist da sicher nicht verkehrt. In all der Eleganz allerdings ein eigenartiger Kontrast: Beim „Tanken“ hing das Ladekabel wie ein altersmüdes Colon transversum durch.
Doch schließlich sind alle im Kurhaus versammelt, mit und ohne Tesla. Dr. Siegmar Gottwald – fast immer dabei –, nachdem er seinen Notarzttermin noch tauschen konnte, das bewährte schwäbische Duo Dr. Tomas Kunz und Dr. Friedemann Mack sogar nach einer Zwölf-Kilometer-Wanderung, bei der sie erstmals in ihrem Leben auf einem Tierfriedhof waren.
Während Dr. Heiko Schönings Jungen schon Schach „wie die Alten“ spielen, wuselt Klein-Friedrich um die Beine von Herrn Brochhagen und ahnt noch nichts vom Wunsch seiner Eltern, er möge sie später im Schach schlagen, während Mama Dr. Anna Küßner-Brochhagen beseelt schildert, wie sehr ihr das Turnier und das Schachspiel überhaupt gefalle. Hochkonzentriert sitzt sie vor ihrem Brett, die ganze Welt ist in diesem Augenblick im Mikrokosmos der 64 Felder gebündelt, die Außenwelt tritt völlig in den Hintergrund – ein schönes Bild!

Und schön auch, wie Dr. Richard Bertholt, der ebenso gut Marathon läuft wie Schach spielt, als Weißer am Zug mit einer „petite combinaison“ gegen Dr. Jan-Erik Wähner die Qualität (Turm gegen Springer) erobern konnte. Wie kam’s?
Der dreifach gedeckte Turm f7 scheint mehr als ausreichend gesichert zu sein. Doch nach 1.Lxh6+! Kxh6 und nun dem tückischen Springerabzug 2.Sf5+! musste der Turm dran glauben: Sowohl nach 2...gxf5 3.Dxd5 cxd5 4.Txf7 als auch nach 2...Txf5 3.gxf5 entscheidet die „Mehrqualität“.
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