Hoher Blutzucker in der Frühschwangerschaft führt zu angeborenen Herzfehlern

Palo Alto/Kalifornien – Ein erhöhter Blutzucker während der Organentwicklung im ersten Trimenon war in zwei US-Kohorten mit einem erhöhten Risiko auf einen angeborenen Herzfehler beim Neugeborenen verbunden. Die Assoziation bestand laut der Studie im Journal of Pediatrics (2017; doi: 10.1016/j.jpeds.2017.10.046) auch für die Kinder von Frauen, die nicht an Diabetes erkrankt waren.
Seit Längerem ist bekannt, dass ein Diabetes in der Schwangerschaft das Risiko von Herzfehlern erhöht. Bei Diabetikerinnen wird deshalb auf eine gute Einstellung des Blutzuckers geachtet. Die meisten Frauen erkranken allerdings erst während der Schwangerschaft an einem Gestationsdiabetes. Das Screening, das in der Mitte der Schwangerschaft (in Deutschland zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche) angeboten wird, könnte jedoch für eine Vermeidung von Herzfehlern zu spät kommen. Diese entstehen bereits in der vierten bis zehnten Woche während der embryonalen Morphogenese des Herzmuskels.
Ein Team um James Priest vom Stanford University Medical Center hat deshalb die Daten von Frauen analysiert, bei denen bereits in der Frühschwangerschaft der Blutzucker bestimmt oder gar ein Glukosebelastungstest durchgeführt wurde. Dies war bei 9,2 Prozent der Schwangeren der Fall, die als Universitätsangehörige bei Stanford Healthcare versichert waren. Unter den Schwangeren vom Geisinger Health System, einem Anbieter in Pennsylvania, wurden sogar bei 14,8 Prozent der Versicherten in der Frühschwangerschaft Blutzuckertests durchgeführt.
Der Abgleich der elektronischen Krankenakten von Müttern und Kindern zeigte in beiden Kohorten, dass ein erhöhter Blutzucker der Mutter tatsächlich mit einer gesteigerten Zahl von Herzfehlern bei den Kindern verbunden war. Priest ermittelte pro Anstieg des Blutzuckers zum 10 mg/dl eine Zunahme der Herzfehler um 8 Prozent. Die Odds Ratio war für die Gesamtgruppe der Frauen signifikant (1,079; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,023 bis 1,131). Das Risiko blieb nach Ausschluss von Frauen mit bekannten Diabetes unverändert (Odds Ratio 1,086; 1,023–1,143).
Da die Blutzuckertests bei den Frauen vermutlich aus klinischen Verdachtsgründen durchgeführt wurden (welche, konnten die Forscher nicht ermitteln), sind die Ergebnisse vermutlich nicht repräsentativ für alle Schwangeren. Der nächste Schritt sollte nach Ansicht von Priest deshalb eine prospektive Studie sein, in der bei allen Frauen in der vulnerablen Phase der Organentwicklung der Blutzucker bestimmt und mit der späteren Rate von Herzfehlern verglichen werden sollte. Schließlich müsste noch nachgewiesen werden, dass eine Prävention oder Behandlung des Blutzuckers die Häufigkeit von Herzfehlern senkt.
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