Vermischtes

Hohes Armutsrisiko bei hohem Pflegebedarf

  • Freitag, 1. November 2024
/picture alliance, Karl-Josef Hildenbrand
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Paris – In den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird der Bedarf an Hilfe für ältere Menschen bei alltäglichen Aktivitäten bis 2050 um mehr als ein Drittel steigen. Das geht aus einem neuen Report zur Langzeitpflege der OECD hervor.

„Trotz öffentlicher Leistungen und Dienste können die aus eigener Tasche zu zahlenden Kosten in einigen Ländern beträchtlich sein, insbesondere für Menschen mit schwerwiegenden Bedürfnissen und geringem Einkommen. Hohe Eigenbeteiligungen lassen wenig Spielraum, um andere Kosten wie Wohnkosten, Kleidung und Lebensmittel zu bezahlen“, heißt es dort.

Aus einer vergleichenden Grafik der OECD-Staaten geht für Deutschland hervor: Bei leichtem Pflegebedarf wären im Alter ohne öffentliche Hilfe rund 85 Prozent der Menschen von Armut betroffen. Soziale Ausgleichs­zahlungen senken diese Rate aber auf knapp über 20 Prozent der Menschen mit leichtem Pflegebedarf.

Anders sieht es bei höherem Pflegebedarf aus: Rund 90 Prozent der Menschen, die entsprechende Leistungen im Alter benötigen, wären ohne soziale Hilfen von Armut betroffen. Mit den entsprechenden öffentlichen Hilfen sind es immer noch rund 50 Prozent der Betroffenen.

Die OECD sieht drei Optionen, um die steigenden Ausgaben für die Langzeitpflege zu bewältigen: zunächst die Suche nach zusätzlichen Finanzierungsquellen für die Langzeitpflege.

„Es ist eine Überlegung wert, die Quellen für die Finanzierung von Systemen der Langzeitpflege über das Arbeitseinkommen hinaus zu erweitern und gleichzeitig eine angemessene Lastenteilung zwischen den Generationen zu gewährleisten“, heißt es in dem Report. In Frankreich und den Vereinigten Staaten gebe es zum Beispiel Lebensversicherungen und Gruppenversicherungen für die Langzeitpflege.

Eine weitere Möglichkeit sei, die Kosten für die Einzelnen stärker an die Einkommen zu binden: „In einer Reihe von Ländern kann eine stärkere Progression der Kostenbeteiligung entlang der Einkommensverteilung zu niedrigeren Ausgaben im Vergleich zur derzeitigen Situation führen, ohne dass die Armut zunimmt“, so das Autorenteam des Reports.

Eine weitere Stellschraube sei die Prävention. „Sowohl die Förderung des gesunden Alterns als auch Produkti­vitätssteigerungen könnten bis 2050 zu niedrigeren Ausgaben führen“, heißt es dem Report. Dabei gehe es zum Beispiel um eine verbesserte Prävention und den intelligenten Einsatz von Technologie.

„Länder wie Dänemark und Norwegen haben Hausbesuche eingeführt, um gesundes Altern zu fördern, wäh­rend Australien, Japan und Neuseeland auch das Reablement fördern, um älteren Menschen zu helfen, den Autonomieverlust zu überwinden“, so die Autoren.

hil

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