Hohes kardiovaskuläres Risiko unter Erwerbstätigen durch psychische Faktoren

Hamburg – Knapp jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland hat mindestens einen psychischen Risikofaktor für kardiovaskuläre Krankheiten. Das geht aus Befragungen der DAK im heute veröffentlichten Gesundheitsreport „Risiko Psyche: Wie Depressionen, Ängste und Stress das Herz belasten“ hervor.
Insgesamt sind psychische Erkrankungen in den letzten 10 Jahren um über 40 Prozent angestiegen, wie dem Bericht der DAK zu entnehmen ist. „Depressionen, Ängste und negativer Stress sind bereits für sich genommen eine große Belastung.Sie gehen aber auch buchstäblich ans Herz!“, sagte DAK-Chef Andreas Storm.
Laut Studiendaten aus dem Jahr 2016 erhöhen psychische Belastungsfaktoren das kardiovaskuläre Risiko in etwa in gleichem Maße wie eine Hypercholesterinämie oder eine Adipositas (Artherosclerosis 2017; DOI: 10.1016/j.atherosclerosis.2016.12.003)
Häufig gingen bestimmte psychische Risikofaktoren mit den klassischen Risikofaktoren (arterielle Hypertonie, Adipositas, Diabetes, Nikotinabusus, Dyslipidämie) einher. In der Befragung gibt demnach fast ein Drittel – 32,6 Prozent – der Beschäftigten mit psychischem Risiko an, auch eine Adipositas zu haben.
30 Prozent davon rauchen gelegentlich oder täglich. Unter den Beschäftigten ohne psychisches Risiko ist der Anteil an Menschen mit starkem Übergewicht mit 22,6 Prozent deutlich geringer, und nur ein Fünftel von ihnen raucht.
„Wir sind mit der Auswirkung von psychokardiologischen Themen bereits im Erwerbsleben konfrontiert. Es werden Menschen auch im Alter von 50 bis 60 Jahren schon krank, die dann eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität haben und am Arbeitsplatz fehlen“, sagte Professor Christoph Herrmann-Lingen, Leiter der Psychosomatik der Uniklinik Göttingen.
In der ambulanten Versorgung von Menschen mit Depressionen sollte das Herz-Kreislauf-Risiko immer berücksichtigt und nach einem Herzinfarkt sollte beispielsweise in der Reha regelmäßig auf psychische Erkrankungen geachtet werden, so der Experte.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen im Durchschnitt 60 Fehltage je 100 Versicherte – bei den Männern mehr, bei den Frauen weniger. Mit dem Alter steigt die Anzahl der Fehltage deutlich an.
Vielen Erwerbstätigen stehen Kurse der Krankenkassen zur Verfügung, um die Gesundheit zu stärken und Krankheiten vorzubeugen. Über diese Präventionskurse sind allerdings nur 60 Prozent der Beschäftigten informiert. Auch die Check-Up-Untersuchung ab 35 Jahren ist mehr als einem Drittel der Erwerbstätigen in diesem Alter unbekannt. Nur knapp die Hälfte nutzt sie.
Für ihren Report hat das Forsa-Institut 7.104 DAK-Versicherte im Alter von 18 bis 65 befragt. Das IGES-Institut in Berlin wertete Daten von 2,45 Millionen Erwerbstätigen Versicherten aus.
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