Honorarerhöhung: Durchwachsene Resonanz in der Ärzteschaft

Köln – Die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vereinbarte Honorarerhöhung von drei bis vier Prozent stößt in der Ärzteschaft nur bedingt auf Zustimmung. „Diese Einigung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das grundsätzliche Problem von fehlenden festen Preisen und unbezahlten Leistungen der Ärzte und Psychotherapeuten damit nicht gelöst ist“, verwies Dirk Heinrich, Sprecher der Allianz der Ärzteverbände. Zahlreiche Vereinigungen und Verbände monierten, dass die neue Honorarvereinbarung essenzielle Forderungen der Ärzteschaft weiterhin nicht berücksichtige.
„Die erzielte Honorarerhöhung ist kein zufriedenstellendes Ergebnis“, rügte Wolfgang Wesiack, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI). Sie berücksichtige weder den Inflationsausgleich noch den Nachholbedarf aus den letzten zwei Jahren, in denen die Ärzte aufgrund der klammen Finanzsituation der Krankenkassen auf angemessene Honoraranstiege verzichtet hätten.
Dagegen bezeichnete der Vorsitzende des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, die Einigung als „unter kurzfristigen Gesichtspunkten akzeptabel“. Vor allem die Ausgliederung psychotherapeutischer Leistungen aus der Gesamtvergütung sei ein wichtiger Strukturerfolg, der ohne das geschlossene Auftreten der niedergelassenen Ärzteschaft nicht denkbar gewesen wäre. „In diesem Sinne müssen wir nun auch gemeinsam und über alle Fachgruppen hinweg unsere langfristigen Ziele verfolgen“, sagte Reinhardt. Denn grundsätzliche Probleme wie das Fehlen fester Preise oder nach wie vor unbezahlte Leistungen seien auch mit der aktuellen Einigung nicht gelöst. Hier gelte es einen langen Atem zu bewahren und in der gemeinsamen politischen Arbeit nicht nachzulassen.
Die Kassenärztliche Vereinigungen Schleswig-Holstein (KVSH) und Brandenburg (KVBB) sehen die neue Honorarvereinigung auf dem richtigen Weg. Sie begrüßten, dass die Psychotherapeuten in Zukunft aus einem gesonderten Honorartopf bezahlt und die haus- und fachärztlichen Grundversorgung gestärkt werden solle. „Durch die Einigung lösen sich aber längst nicht alle Probleme in Wohlgefallen auf“, betonte KVSH-Vorsitzende Monika Schliffke. Es gebe weiterhin für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten keine Planungssicherheit. Ganz oben auf der Liste der zu lösenden Probleme stünde darüber hinaus der Abbau der Bürokratie, hieß es aus der KVBB.
Dagegen hält die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (KVMV) die Einigung als „faulen Kompromiss“. „Damit wird es auch den Ärzten in Mecklenburg-Vorpommern nicht möglich sein, den Investitionsstau in ihren Praxen zu beheben und eine dringend notwendige Tarifanhebung für die Praxismitarbeiter durchzuführen“, kritisierte KV-Chef Wolfgang Eckert.
Auch aus Sicht des Medi-Verbundes ist die Einigung alles andere als ein Glanzstück ärztlichen Verhandlungsgeschick: „Das Ergebnis ist weit entfernt von Dr. Köhlers Forderungskatalog“, kritisierte Medi-Vorsitzender Werner Baumgärtner. Er fragte sich, wie KBV-Chef Andreas Köhler angesichts dieses Verhandlungsergebnisses weitere Forderungen bei Politik und Kassen durchsetzen wolle.
Der Bayerische Hausärzteverband steht der Honorarvereinbarung ebenfalls eher skeptisch gegenüber: „Das wohl vereinbarte Mehr an Honorar für die Behandlung von chronisch kranken Patienten sowie für Leistungen im geriatrischen und palliativmedizinischen Bereich ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung“, unterstrich Verbandsvorsitzender Dieter Geis. Was davon jedoch letztlich in den Hausarztpraxen ankäme und ob damit die hausärztliche Medizin wirklich gestärkt werden könne, bleibe vorerst abzuwarten.
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