Hospital Engineering: Vom Forschungsprojekt zum Netzwerk

Duisburg – „Nichts geht zu Ende, Hospital Engineering beginnt erst“, betonte Wolfgang Deiters, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST, bei der gestrigen Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts „Hospital Engineering“ im Fraunhofer inHaus-Zentrum in Duisburg. Das Thema Innovationsmanagement im Krankenhaus sei weiterhin aktuell. Vor dem Hintergrund steigender Anforderungen an Leistung, Qualität und Dokumentation in den Krankenhäusern gehe es darum, den Nutzen und die Auswirkungen von Innovationen bewertbar und transparent zu machen.
Zentrales Ereignis im Rahmen des dreijährigen Projekts war die Eröffnung des „Hospital Engineering Labors“ Mitte Juli 2013 im in Haus-Zentrum. Dort ist auf 400 qm2 ein Modellkrankenhaus entstanden, das auch künftig als zentrale strategische Innovations- und Demonstrationsplattform für Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen dienen soll. Aus anfänglich 25 Partnern sei inzwischen eine Initiative aus mehr als 80 Partnern aus Krankenhäusern, Unternehmen und Forschung entstanden, die das Labor als Entwicklungsplattform betrachte, berichtete Deiters.
Krankenhäuser sollen vom Best-Practice-Austausch profitieren
Das Labor soll den Zugang zu Innovationen sowie die strategische Bewertung, Beratung und Evaluierung von Innovationen im Gesamtprozess eines Krankenhauses ermöglichen. „Große Krankenhausketten können sich strategisches Innovationsmanagement leisten“, erläuterte Deiters. Kleinere und mittlere Krankenhäuser seien dagegen schlechter gestellt und hätten im Wettbewerb Nachteile. Das Labor sei kein Verkaufsshop von Herstellern, sondern die Krankenhäuser könnten vom Best-Practice-Austausch untereinander profitieren und zum Beispiel Wünsche an die Industrie einbringen. Umgekehrt könnten Unternehmen bei den Krankenhäusern Bedarfe abfragen.
Nutzerorientierung für Patienten und Krankenhausmitarbeiter steht im Fokus
Vor allem die Nutzerorientierung von Lösungen im Hinblick auf Patienten und Krankenhausmitarbeiter soll künftig beim Hospital Engineering im Zentrum stehen. Beispiele sind laut Deiters Patienteninformationssysteme im Krankenhaus, der „angstfreie“ OP, kindgerechte Stationen oder adaptive Assistenzsysteme für das Personal.
Ein Beispiel für Letztere ist der sensorgestützte „mitdenkende“ Pflegewagen, den das Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen IMS im Rahmen eines Leitprojekts entwickelt hat. Durch die sensorgestützte Erfassung von ausgeführten Pflegeaktivitäten, wie zum Beispiel Umlagerung oder Verbandswechsel, generiert das System Vorschläge für die Dokumentation, die die Pflegekraft nur noch bestätigen muss.
Eine speziell entwickelte Schublade registriert die Entnahme von Gegenständen wie etwa Verbrauchsmaterial. Ein Desinfektions- und ein Handtuchspender mit Nutzungserkennung protokolliert die Entnahme des jeweiligen Mediums und lässt so Rückschlüsse auf die Hygienemaßnahmen zu. Ziel ist unter anderem die Verringerung des Verwaltungsaufwands, die mehr Zeit für die eigentliche Betreuung der Patienten schaffen soll.
Im Leitprojekt „Medi2Food“ hat das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML ein Konzept zur Weiterentwicklung von Kommissionierautomaten erarbeitet und auch praktisch erprobt, die eine Kombination der Speisen- und Medikamentenversorgung und eine automatische patientenindividuelle Zuordnung ermöglicht. Wesentliche Ziele dabei waren die Erhöhung der Patientensicherheit und die Schaffung von Synergien in der Patientenversorgung. Weitere Projekte betrafen beispielsweise die Energieeffizienz, logistische Dienste und die Anwesenheitserfassung im OP.
Insgesamt haben sich vier Fraunhofer-Institute und die Universität Duisburg-Essen an dem Verbundprojekt beteiligt, das von der Landesregierung NRW und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit mehr als 4 Millionen Euro gefördert wurde.
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