Humerusschaftfraktur: Patienten erholen sich nach Osteosynthese schneller
Helsinki − Eine Osteosynthese kann bei einer Humerusschaftfraktur die Erholung des Patienten beschleunigen. Nach einem Jahr waren die Ergebnisse einer konservativen Versorgung mit einer Orthese in einer randomisierten Studie im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2020; 323: 1792-1801) jedoch nicht schlechter, wenn auch zahlreiche Patienten in der Zwischenzeit doch noch operiert wurden.
Auf Humerusschaftfrakturen entfallen 1 bis 3 % aller Knochenbrüche. Die häufigsten Ursachen sind Verkehrsunfälle, Sportverletzungen und andere Stürze. Die Behandlung kann, sofern die Fragmente nicht von Delta- und Pectoralis major-Muskel auseinander gezogen werden, grundsätzlich konservativ mit einer Orthese erfolgen. Bei jüngeren Menschen, die an einer raschen Mobilisierung interessiert sind, wird jedoch häufig einer Osteosynthese der Vorzug gegeben.
Das „Finnish Centre for Evidence-Based Orthopaedics“ ließ in einer Studie das Los über die Behandlung entscheiden. An der Studie nahmen 82 Patienten teil, von denen 38 chirurgisch und 44 konservativ versorgt wurden. Endpunkt der Studie war der DASH-Score („Disabilities of Arm, Shoulder and Hand“), der die Einschränkungen mit 0 Punkten (minimal) bis 100 Punkten (maximal) bewertet.
Die von Lasse Rämö, Universität Helsinki, und Mitarbeitern vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass sich die Patienten nach der Operation rascher erholten. Nach 6 Wochen betrug der DASH-Score 39,8 Punkte gegenüber 49,7 Punkten in der Orthesen-Gruppe. Die Differenz von 9,9 Punkten war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 3,5 bis 16,3 Punkten signifikant und nach Einschätzung von Rämö auch klinisch relevant.
Nach 3 Monaten hatte sich der DASH-Score in beiden Gruppen verbessert. Der Vorteil der Osteosynthese-Gruppe lag aber weiter bei 10,1 Punkten (33,8 versus 23,8 Punkte).
Danach näherten sich beide Gruppe an. Nach 12 Monaten hatten die operierten Patienten einen DASH-Score von 8,9 gegenüber 12,0 in der konservativ behandelten Gruppe. Die Differenz von 3,1 Punkten war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von minus 3,3 bis 9,6 Punkten nicht signifikant und sie wäre laut Rämö auch klinisch nicht relevant gewesen.
Die Orthese ist damit langfristig eine vollwertige Alternative. Allerdings gelingt die Behandlung nicht immer. Bei 11 Patienten (25 %) kam es nicht zu einer stabilen Ausheilung der Fraktur, und am Ende mussten 13 Patienten doch noch operiert werden. In der Osteosynthese-Gruppe erlitten 3 Patienten eine Radialnervparese, von der sie sich allerdings innerhalb von 12 Monaten vollständig erholten.
Bei 2 operierten Patienten wurden oberflächliche Wundinfektionen mit einem oralem Antibiotikum behandelt. Ein Patient erlitt unmittelbar nach der Operation eine kardiale Arrhythmie, die eine Kardioversion erforderlich machte. In der Orthesen-Gruppe erlitt 1 Patient 4 Wochen nach der Fraktur eine Lungenembolie.
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