Medizin

Hypertonie: Kardiologen halten an renaler Denervierung fest

  • Freitag, 10. Oktober 2014

Düsseldorf – Die renale Denervierung, ein minimal-invasives Verfahren zur dauerhaften Senkung eines erhöhten Blutdrucks, bleibt für die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie eine Option bei Therapie-resistentem Bluthochdruck. Der Verband reagierte in einer Stellungnahme auf die Negativergebnisse einer US-Studie.

Bei der renalen Denervierung werden über einen Katheter Fasern des sympathischen Nervensystems in der Umgebung der Nierenarterie durch Hitzeeinwirkung zerstört (Ablation). Der minimal-invasive Eingriff dauert 40 bis 60 Minuten und hat in der Regel eine nachhaltige Wirkung. In der ersten „Proof-of-Principle“-Studie (Symplicity HTN-1) und der Folgestudie Symplicity HTN-2 hatte sich die Behandlung als erfolgreich erwiesen. In der wesentlich größeren Symplicity HTN-3-Studie war die Blutdrucksenkung dagegen nicht signifikant stärker ausgefallen als nach einer Scheinbehandlung. Die im März im New England Journal of Medicine (2014; 370: 1393-1401) publizierten Ergebnisse waren für die Fachwelt zunächst ein Schock.

Mittlerweile würden die Experten jedoch davon ausgehen, dass bei Symplicity HTN-3 „suboptimal gearbeitet“ wurde, wie Roland Schmieder vom Universitätsklinikum Erlangen auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Düsseldorf erklärte. Es seien Patienten behandelt worden, die möglicherweise nicht so gut ansprechen (beispielsweise Amerikaner afrikanischer Abstammung), oder nicht sorgfältig genug ausgewählt wurden, erklärte der Experte. Und die Behandlung sei „nicht so gründlich durchgeführt worden, wie man das in spezialisierten Zentren in Europa erwarten kann“.

Um eine Wirkung zu erzielen, müssen laut Prof. Schmieder die Nerven im gesamten Umfang der Nierenarterien von der Ablation erfasst werden. Auch in der Symplicity HTN-3 seien dann deutlich ausgeprägte Blutdrucksenkungen erzielt worden. Eine inkomplette Durchführung der Ablation bei vielen Patienten „aus welchen Gründen auch immer“ hat nach Ansicht von Prof. Schmieder den Erfolg der Symplicity HTN-3-Studie verhindert. In der HTN-2 sei eine deutlich bessere Blutdrucksenkung erzielt worden und die Drei-Jahres-Ergebnisse der HTN-1 Studie zeigen dem Experten, dass diese Erfolge über längere Zeit stabil bleiben.

Prof. Schmieder rechnet deshalb nicht damit, dass die geltenden Empfehlungen der Europäischen Blutdruckgesellschaft ESH aus dem Jahr 2013 revidiert werden. Sie empfehlen die renale Denervierung für Patienten, die unter einer medikamentösen Behandlung keine ausreichende Blutdrucksenkung erzielen.

rme

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