Ibrutinib bei chronisch lymphatischer Leukämie überlegen
Columbus – Der Tyrosinkinase-Inhibitor Ibrutinib, eines der vielversprechenden neuen Krebsmedikamente, hat in einer Phase III-Studie das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben von Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) gegenüber einer Standardtherapie signifikant verbessert. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology in Chicago vorgestellt und im New England Journal of Medicine (2014; doi: 10.1056/NEJMoa1400376).
Ibrutinib ist der erste Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist Teil der Signalkette, über die Wachstumsimpulse des B-Zell-Rezeptors ins Zellinnere geleitet werden. Ibrutinib wurde im letzten Jahr in den USA als Imbruvica zur Behandlung des Mantel-Zell-Lymphoms und im Februar zur Behandlung der CLL zugelassen, die beide aus B-Zellen entstehen. In Europa ist das Zulassungsverfahren noch nicht abgeschlossen.
Die Indikationserweiterung bei der CLL erfolgte aufgrund von vielversprechenden Daten einer Phase II-Studie, in der Ibrutinib eine Ansprechrate von 71 Prozent erzielte (NEJM 2013; 369: 32-42) und unter dem Vorbehalt, dass die laufende Phase III-Studie die Ergebnisse bestätigen würde.
An der RESONATE-Studie hatten 391 Patienten mit CLL oder der Unterform SLL („small lymphocytic lymphoma) teilgenommen. Sie waren entweder mit Ibrutinib oder Ofatumumab behandelt worden, einem 2010 (auch in Europa) zugelassenen monoklonalen CD20-Antikörper, der nach dem Versagen einer Chemotherapie heute zu den Standardmedikamenten gehört.
Die Teilnehmer der RESONATE-Studie hatten im Durchschnitt drei erfolglose Therapien (neben Zytostatika auch Alemtuzumab und andere Anti-CD20-Medikamente) erhalten. Unter Ibrutinib kam es dann noch bei 42,6 Prozent der Patienten zu einem Ansprechen gegenüber nur 4,1 Prozent unter Ofatumumab. Bei weiteren 20 Prozent der Patienten kam es unter der Therapie mit Ibrutinib zu einer Lymphozytose, die als partielles Ansprechen bewertet wurde.
Der deutliche Vorteil in der Ansprechrate führte, wie das Team um John Byrd vom Wexner Medical Center der Ohio State University in Columbus/Ohio ausführte, zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. Insgesamt 9,4 Monate nach Studienbeginn war hier der Median noch nicht erreicht, während es im Ofatumumab-Arm im Durchschnitt nach 8,1 Monaten zur erneuten Progression der CLL gekommen war.
Nach 12 Monaten lebten im Ibrutinib-Arm noch 90 Prozent der Patienten gegenüber 81 Prozent im Ofatumumab-Arm. Auch dies ist ein signifikanter Vorteil, der die Indikationserweiterung von Imbruvica als richtige Entscheidung der FDA erscheinen lässt. Laut Byrd ist die RESONATE-Studie die erste Studie, die bei der CLL eine signifikante Verbesserung der Überlebensrate mit einem neuen Wirkstoff gegenüber einer Standardmedikation belegt hat.
Die Therapie erwies ist als sicher. Die Zahl der Therapieabbrüche und der Todesfälle (in der Regel infolge von Infektionen) war in beiden Gruppen gleich. Die häufigsten Nebenwirkungen von Ibrutinib waren Diarrhö, Pyrexie, und Nausea. Außerdem war die Rate der Thrombozytopenie und Anämien höher. Der Hersteller lässt derzeit den Nutzten von Ibrutinib in der Erstlinientherapie prüfen. Durch die Therapie mit Ibrutinib könnte die CLL zu einer chronischen Erkrankung werden, die solange beherrschbar bleibt, bis Resistenzen auftreten, wie sie vor wenigen Tagen in zwei anderen Studien beschrieben wurden.
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