Immer mehr schwere Durchfallerkrankungen in Deutschland
Berlin – In Deutschland müssen immer mehr Patienten mit schweren Darminfektionen im Krankenhaus behandelt werden. Im Jahr 2000 wurden etwa 128.000 Menschen wegen einer Durchfallerkrankung stationär aufgenommen, 2011 waren es mit rund 282.000 Patienten mehr als doppelt so viele. Dies berichtet die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Gastroenterologie (2014; 52: 549–557). Besonders stark zugenommen haben danach Infektionen mit dem Erreger Clostridium difficile, der sich nach der Einnahme von Antibiotika im Darm ausbreiten kann. Vor allem ältere Menschen seien hiervon betroffen, so die Experten.
Die Wissenschaftler der DGVS gehen davon aus, dass ein Großteil der Sterbefälle, die Kliniken im Zusammenhang mit Magen-Darm-Infektionen registrieren, auf Infektionen mit diesem Bakterium zurückgehen. „2011 verstarben insgesamt 4.152 Patienten im Krankenhaus im Zusammenhang mit gastrointestinalen Infektionen“, sagte Markus Lerch, Direktor der Klinik für Innere Medizin A an der Universitätsmedizin Greifswald und Präsident der DGVS. „Ausgehend von Mortalitätsraten aus den USA gehen wir davon aus, dass in Deutschland jährlich mindestens 2.000 Menschen mit Clostridium-difficile-Infektionen sterben“, so seine Schlussfolgerung.
Doch nicht allein Erkrankungen mit Clostridium difficile nehmen laut der Fachgesellschaft zu. Wie die Analyse in der Zeitschrift für Gastroenterologie ergab, steigt auch die Zahl der Infektionen mit Noroviren, Rotaviren, Campylobacter- und E. coli-Bakterien. „Durch Infektionen im Magen- Darmtrakt sind vor allem ältere Menschen gefährdet“, berichtet Mitautor Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. So waren etwa bei den Clostridium- difficile-Infektionen mehr als 80 Prozent der Patienten über 65 Jahre.
Aber auch bei den virusbedingten Darminfekten, bei denen Kinder noch die größte Patientengruppe ausmachen, nimmt der Anteil älterer Patienten zu.
„Wir gehen davon aus, dass sich mit der demografischen Entwicklung die Problematik von Darminfektionen weiter verschärfen wird“, so Stallmach.
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