Medizin

Immunsystem bei altersabhängiger Makuladegeneration überaktiv

  • Dienstag, 22. Juli 2008

Bonn/Göttingen/Regensburg/Oxford – Das Immunsystem ist bei Patienten mit einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) im ganzen Körper überaktiv. Das berichtet ein deutsch-englisches Forscherteam mit Beteiligung von Immunologen der Universitätsmedizin Göttingen in der Public Library of Science (PloS) ONE.

Das deutsch-englische Forscherteam folgte der Hypothese, dass eine Ursache für das Auftreten der Altersblindheit AMD eine Fehlregulation des sogenannten Komplementsystems sein könnte. Das Komplementsystem ist ein wichtiger Bestandteil der angeborenen Immunabwehr und an Entzündungsreaktionen beteiligt. Es war bisher lediglich bekannt, dass Veränderungen von Genen, welche die Erbinformation für Proteine des Komplementsystems enthalten, das Risiko, an einer AMD zu erkranken, erhöhen. Einige dieser Proteine aktivieren, andere hemmen das Komplementsystem.

Das Wissenschaftlerteam untersuchte Blut von 112 AMD-Patienten und 67 gesunden Vergleichspersonen auf Anzeichen eines fehlregulierten Komplementsystems. Gesucht haben die Mediziner nach Veränderungen in der Konzentration von Proteinen, die auf eine Aktivierung des Komplementsystems hinweisen. Die Experimente erfolgten in der Abteilung für Zelluläre und Molekulare Immunologie der Universität Göttingen unter Leitung von Martin Oppermann.

Tatsächlich zeigten die Untersuchungen des Patientenbluts deutliche Konzentrationsveränderungen mehrerer Komplementproteine, die außerdem mit den zuvor identifizierten erblichen Faktoren eng korrelierten. „Unsere Studie weist erstmals nach, dass das Komplementsystem bei AMD-Patienten überall im Körper überaktiv ist“, sagt Hendrik Scholl von der Universitätsaugenklinik Bonn.

Die Ergebnisse ließen vermuten, dass die Ursache für die Altersblindheit eine permanente unterschwellige Entzündungssituation des Körpers sei. Offenbar könne das jahrzehntelang folgenlos bleiben, im höheren Lebensalter aber zu Krankheitserscheinungen führen. „Die Stelle des schärfsten Sehens in der Mitte der Netzhaut scheint dabei der krankheitsanfällige Ort zu sein“, sagte Scholl.

rme

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