Impfung gegen kardiovaskuläre Erkrankungen bei Mäusen erfolgreich

Wien/Leiden – Bei erhöhten Cholesterinwerten, verkalkten Herzkranzgefäßen oder nach einem Herzinfarkt verschreiben Ärzte oft Statine. Eine Impfung könnte die tägliche Medikation ersetzen, indem sie den Cholesterinspiegel senkt und entzündete Gefäße reduziert. Zumindest in Mäusen zeigte ein Impfstoff (AT04A), der der das Immunsystem veranlasst Antikörper gegen die Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9) zu produzieren, eine langanhaltende Wirkung. Die Ergebnisse wurden im European Heart Journal publiziert (2017, DOI: 10.1093/eurheartj/ehx260).
Mit der AT04A-Impfung ist es bei fettig ernährten Mäusen gelungen, den Cholesterinspiegel um 53 Prozent zu reduzieren. Zudem verbesserte sich der Schaden an den atherosklerotischen Gefäßen um 64 Prozent und Marker für Gefäßentzündungen im Blut nahmen um 21 bis 28 Prozent ab im Vergleich zu ungeimpften Mäusen. Die Versuchstiere hatten vier Wochen nach der ersten von fünf AT04A-Injektionen eine fettreiche Diät erhalten und dienten somit als Mausmodel für Atherosklerose und Hyperlipidämie.
Auf der Suche nach einer Alternative zu Statinen, die den Cholesterinspiegel senken, wurden bereits monoklonale Antikörper gegen PCSK9 erforscht. Die am Fettsoffwechsel beteiligte Serinprotease wirkt zwar effektiv, jedoch nur kurzweilig. Die Injektion der Antikörper (mindestens 40 mg) musste alle zwei bis vier Wochen wiederholt werden. Hingegen konnten die Forscher um Christine Landlinger und Marianne G. Pouwer die Antikörper gegen PCSK9 noch bis zu ein Jahr nach der Impfung im Blut der Mäuse nachweisen.
Impfung wird bei Menschen getestet
An der medizinischen Universität Wien läuft bereits seit 2015 eine Phase-I-Studie. Forscher überprüfen bei 72 gesunden Menschen die AT04A-Impfung sowie ein zweites Molekül, das sie AT06A nennen. Die Studie soll Ende des Jahres 2017 abgeschlossen werden.
„Wenn es uns gelingt, die Ergebnisse im Menschen zu verifizieren, könnten sich daraus eine langanhaltende Therapie entwickeln, für die nach der ersten Impfung nur ein jährlicher Booster zur Auffrischung nötig wäre“, erklärt Günther Staffler, einer der Autoren der Studie und Technik-Vorstand der Firma, die den Impfstoff entwickelt hat.
Bei den aktuellen Studien an Menschen müsse jedoch besonders auf langfristige Nebenwirkungen geachtet werden, wie etwa Diabetes, heißt es im Editorial von Ulrich Laufs vom Universitätsklinikum Leipzig und Brian A. Ference von der University of Bristol. Denn von Statinen ist bereits seit 2014 bekannt, dass sie das Diabetes-Risiko erhöhen.
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