Infantile Koliken als erstes Zeichen der Migräne

Paris – Kinder und Jugendliche, die wegen schwerer Migräne-Attacken die Notfallaufnahme an tertiären Zentren aufsuchten, hatten in einer Fall-Kontroll-Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2013; 309: 1607-1612) sechsmal häufiger als andere Kinder eine infantile Kolik in der Vorgeschichte.
Eine Migräne ist neben Spannungskopfschmerzen die häufigste Ursache von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen. Auch bei den 208 Patienten im Alter von 6 bis 18 Jahren, die wegen starker Kopfschmerzen die Notfallaufnahme dreier Schwerpunktkliniken in Paris, Mailand und Udine aufsuchten, stellten die dortigen pädiatrischen Neurologen die Diagnose einer Migräne.
Weitere 120 Patienten litten an Spannungskopfschmerzen. Silvia Romanello vom Hôpital universitaire Robert-Debré in Paris ließ die Eltern der Patienten nach Koliken in den ersten Lebensmonaten befragen: Sie lagen bei 73 Prozent der Migränekranken und 27 Prozent der Kinder mit Spannungskopfschmerzen vor. Bei den Kindern mit Spannungskopfschmerzen war die Rate nicht höher als in einer Kontrollgruppe von gleichaltrigen Patienten, die wegen anderer Beschwerden die Klinik aufgesucht hatten.
Für die Kinder und Jugendlichen mit Migräne fand Romanello dagegen eine signifikante Assoziation: Die Odds Ratio betrug 6,61 (95-Prozent-Konfidenzintervall 4,38-10,00). Bei Patienten ohne Migräne (Odds Ratio 7,01) war die Assoziation höher als bei Kindern mit Aura (Odds Ratio 5,73).
Die Ursache für infantile Koliken ist nicht bekannt. Die meisten Experten vermuten intestinale Störungen, die Säuglingen können in den ersten Lebensmonaten jedoch nicht signalisieren, wo sie Schmerzen haben. Sollte es sich tatsächlich um eine frühe Manifestation von Migräne-artigen Kopfschmerzen handeln, könnte dies Auswirkungen auf die Therapie haben. Triptane oder andere Migräne-Medikamente wären möglicherweise auch gegen eine infantile Kolik wirksam. Die Sicherheit der Wirkstoffe ist allerdings bei Säuglingen nur unzureichend untersucht, so dass diese Therapie zunächst Gegenstand klinischer Studien bleiben sollte.
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