Infektion von Fernreisenden mit multiresistenten Keimen keine Seltenheit
Leipzig – Fernreisende bringen oftmals multiresistente Keime mit nach Hause. Das berichten Infektiologen und Mikrobiologen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) in der Fachzeitschrift International Journal of Medical Microbiology (2015; 305: 148-156).
Die Wissenschaftler untersuchten über ein Jahr am Universitätsklinikum Leipzig das Risiko eines Erreger-Imports durch Fernreisen. Von den untersuchten 225 gesunden Probanden mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren war nach der Reise bei 30,4 Prozent eine Besiedlung mit sogenannten ESBL-bildenden Bakterien zu beobachten. Diese Keime sind gegen die Mehrzahl der verfügbaren Antibiotika resistent.
„Wir konnten für Deutschland in einer größeren Kohorte zeigen, dass fast ein Drittel der Reisenden nach der Heimkehr aus Gebieten mit hoher Erregerdichte tatsächlich Träger multiresistenter Erreger ist“, erklärte Christoph Lübbert, Leiter des Fachbereichs Infektions- und Tropenmedizin am UKL. Das betreffe vor allem den indischen Subkontinent und Südostasien sowie verschiedene Länder in Afrika und Mittel- und Südamerika, in denen diese problematischen Erreger deutlich häufiger als in Deutschland, so Lübbert.
In einer Folgeuntersuchung nach sechs Monaten war ein Rückgang der Besiedlung festzustellen, nur noch 8,6 Prozent der Probanden waren weiterhin Träger der importierten Erreger. Vor Reiseantritt erhobene Daten ließen auf eine Prävalenz mit ESBL-Bildnern von 6,8 Prozent im Großraum Leipzig schließen, so die Wissenschaftler.
Eine Besiedlung mit den ESBL-bildenden Erregern ist in den meisten Fällen für Gesunde ungefährlich und verursacht keine Symptome. Ein Gesundheitsrisiko besteht allerdings im Falle einer Erkrankung des Trägers oder bei Kontakt mit immungeschwächten Menschen.
Die genauen Übertragungsmechanismen dieser Erreger sind laut der Arbeitsgruppe noch nicht vollständig bekannt. „Unsere Studie liefert hier einige Hinweise, denn weder gründliche Händehygiene noch die ausschließliche Verwendung verpackter Getränke während der Reise hatten eine überzeugende Schutzwirkung“, erläutert Lübbert. Es zeigte sich dabei auch, dass eine unterwegs erworbene Gastroenteritis mit einem erhöhten Übertragungsrisiko korreliert.
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