Politik

Infektionsfälle mit Affenpocken nehmen weiter zu

  • Donnerstag, 30. Juni 2022

Genf/Berlin – Der Ausbruch von Affenpockeninfektionen in mehr als 50 Ländern bleibt für die Weltgesund­heitsorganisation (WHO) eine ernsthafte Situation. Mittlerweile werden weltweit mehr als 5.100 Fälle gezählt. In Deutschland sind fast 1.000 Menschen betroffen.

„Ich bin besorgt, dass die Übertragungen anhalten, denn das würde darauf hindeuten, dass sich das Virus etabliert und Hochrisikogruppen wie Kinder, immungeschwächte Personen und schwangere Frauen treffen könnte“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gestern in Genf.

Der Notfallausschuss aus unabhängigen Experten habe sich zwar gegen die Erklärung einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite ausgesprochen, aber keinen Zweifel daran gelassen, dass die Situation ernst sei, sagte Tedros.

Elf der Expertinnen und Experten seien gegen die Erklärung einer Notlage gewesen, drei dafür. „Sie empfah­len, den Ausschuss je nach Entwicklung der Lage schnell wieder einzuberufen, und das werde ich auch tun“, sagte Tedros.

Nach Angaben der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention von gestern waren 5.115 Menschen in 51 Ländern von Affenpocken betroffen, davon allein 874 in Deutschland. Die Zahlen steigen wei­ter an: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat heute angegeben, dass 956 Personen hierzu­lande mit Affenpocken infiziert sind. Die Fälle wurden aus allen 16 Bundesländern gemeldet.

Derzeit schätzt das RKI das Gesundheitsrisiko der breiten Bevölkerung in Deutschland dem aktuellen Kennt­nisstand zufolge jedoch als gering ein. Die Situation würde aber weiter sehr genau beobachtet und die Ein­schätzung gegebenenfalls angepasst.

Vermutlich kommen weitere Infektionen hinzu, heißt es beim RKI. In der Regel verliefen die Erkrankungen aber nicht schwer. Soweit bisher bekannt, seien für eine Übertragung des Erregers enge, vor allem sexuelle Kontakte erforderlich. Aktuell hätten vor allem Männer, die Sex mit Männern haben, ein hohes Infektionsrisiko.

„Es scheint weiterhin möglich“, so das RKI, „den aktuellen Ausbruch in Deutschland zu begrenzen, wenn Infektionen rechtzeitig erkannt und Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt werden.“

Vorgestern hatte das RKI „Empfehlungen für den öffentlichen Gesundheitsdienst und Organisatoren von Veranstaltungen“ während des Affenpockenausbruchs veröffentlicht.

Ziel der Empfehlungen sei es, dem öffentlichen Gesundheitsdienst an die Zielgruppe angepasste Empfeh­lungen für die Prävention und Sensibilisierung bei anstehenden Sommerveranstaltungen an die Hand zu geben.

Das Dokument basiere auf Empfehlungen der WHO und des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), die auf die Gegebenheiten in Deutschland angepasst wurden.

aks/dpa

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