Infektionsmediziner kritisiert einseitige Fokussierung auf HIV und Syphilis
Bochum – Die alleinige Fokussierung auf HIV und Syphilis bei den sexuell übertragbaren Krankheiten (STI – sexually transmitted infections) ist zu einseitig und sollte erweitert werden. Das fordert Norbert Brockmeyer, HIV-Forscher und Mediziner der Ruhr-Universität-Bochum (RUB).
„Mit Ausnahme von HIV und Syphilis erlaubt die derzeitige Datenlage zu sexuell übertragbaren Infektionen keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Infektionsrate“, kritisierte er. Auch die Bereitschaft, sich auf STI untersuchen zu lassen, sei immer noch mit einer hohen Hemmschwelle verbunden.
Dabei verbreiteten sich STI in der Bevölkerung rasant: Schätzungen zufolge blieben beispielsweise mehr als 100.000 Frauen in Deutschland durch unbehandelte Chlamydieninfektionen ungewollt kinderlos, ein bundesweites Chlamydien-Screening könnte laut Brockmeyer die Infektionen eindämmen.
Gleiches gelte für Hepatitis- und Humane Papillomvirus-Infektionen (HPV), die Leberschäden, Gebärmutterhalskrebs und weitere Tumore hervorrufen könnten. „Ich plädiere für eine breite Aufstellung im Bereich sexuell übertragbarer Krankheiten. Wir dürfen uns nicht nur auf HIV/AIDS fokussieren, sondern sollten alle STI und die Förderung der sexuellen Gesundheit insgesamt in den Blick nehmen“, sagte Brockmeyer, der auch Präsident der Deutschen STD-Gesellschaft ist.
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